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Puppenfetisch made in Austria
Der Standard
24. November 2007 - Wojciech Czaja
Das Wiener Büro feld72 ist bekannt für große Überraschungen. Statt einer klassischen Architekturausstellung präsentiert sich Österreich mit 77 Schaufensterpuppen, die im Saal herumtänzeln und die Besucher dazu animieren, ihnen mal gehörig auf die Brust zu sehen. Ein Schelm, wer jetzt Böses denkt, denn über die durchwegs bedruckten T-Shirts wird, jawohl, Architektur kommuniziert. „T-Shirts sind ein Fetischprodukt unserer Zeit und es gibt wohl kein anderes Bekleidungsstück, das derart viel Persönlichkeit, Markenbewusstsein und Botschaften transportiert“, sagt Anne Catherine Fleith von feld72, „wir wollten dieses Textil bewusst als Trägermedium un- serer Ausstellung verwenden.“

Die Puppen dienen einem guten inhaltlichen Zweck. Die künstlichen Menschen, Inbegriff des Modekonsums, zeigen auf, wie der öffentliche Raum kommerzialisiert und vermarktet wird. „Natürlich ist das Ausstellungskonzept subversiv“, so Fleith, doch offenbar hätten die Leute die Idee verstanden. „Vielleicht findet sich ja der eine oder andere Ausstellungsbesucher in einer dieser Puppen wieder.“

Essenzieller Bestandteil der Ausstellung „urbanism for sale“ sind 20.000 magentafarbene Aufkleber, die während der Biennale verteilt werden. Die Besucher sind dazu aufgerufen, die Sticker in der ganzen Stadt zu posten und auf diese Weise öffentlichen Raum einzunehmen. Fleith. „Hier geht es nicht nur um Architektur, hier geht es auch um Performance.“ Und das mögen die Menschen. Schnappschüsse als Beweisstück der öffentlichen Reviersmarkierung bitte an www.flickr.com.

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