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Wirtschaftsstudium in zackigen Linien
Der Standard

Die Planung für den Campus der WU Wien auf dem Messegelände ist fix: Zaha Hadid baut das Library & Learning Center, rundherum gruppieren sich Entwürfe von Carme Pinós, Peter Cook und Co. Baubeginn ist Ende 2009.

17. Dezember 2008 - Wojciech Czaja
Wien - Seit gestern, Dienstag, sind die Pläne für den neuen Campus der Wirtschaftsuniversität (WU) bekannt. Auf Basis des Masterplans des Wiener Büros BUSarchitektur, das im Mai dieses Jahres als Sieger der ersten Stufe hervorgegangen war, wurden aus einem internationalen Bewerbungsverfahren nun fünf weitere Architekten ausgewählt. Jeder von ihnen wird jeweils ein Gebäude planen. Das Erfreuliche: Die Mischung auf dem Wiener Messegelände könnte nicht internationaler sein.

Hauptgebäude und Auftakt wird das Library & Learning Center der britischen Architektin Zaha Hadid (London/Hamburg) sein. Sie konnte sich gegen Hans Hollein sowie gegen den kalifornischen Architekten Thom Mayne durchsetzen. „Es war keine leichte Entscheidung“, erklärt der Juryvorsitzende Wolf Prix, „doch die Wirtschaftsuniversität als Nutzerin hat sich eindeutig für Hadids dynamisches Projekt entschieden, weil sie sich damit am besten identifizieren konnte.“

Die übrigen Gebäude wie etwa Hörsaalzentrum, Executive Academy sowie die einzelnen Departmentgebäude sind aufgeteilt auf die Büros BUSarchitektur (Wien), NO.MAD Arquitectos (Madrid), Estudio Carme Pinós (Barcelona), Hitoshi Abe (Sendai, Japan) sowie CRABstudio Architects (London) mit Peter Cook an der Spitze. Letzterer sorgte in Österreich mit dem wabbelig-blauen Kunsthaus Graz schon einmal für Aufsehen.

Der Hochbau liegt damit in guten Händen. Irritierend ist jedoch der Umstand, dass gerade bei einem Campus, der in dieser Form in Österreich erstmals realisiert werden soll, nicht auch die Freiraumplanung öffentlich ausgeschrieben wurde - immerhin geht es um mehr als 50.000 Quadratmeter Gartenfläche. „Die Freiraumplanung ist bei diesem Projekt mindestens genauso wichtig wie die Architektur“, sagt der WU-Professor Michael Holoubek auf Anfrage des Standard, „dieser Bereich ist Teil der Generalplanung und somit schon an BUSarchitektur vergeben. Wir sind davon überzeugt, dass das Freiraumkonzept auf die eingebettete Architektur gut abgestimmt ist.“

3000 Studentenarbeitsplätze

Den neue Campus im Prater werden 22.000 bis 24.000 Studenten nutzen. Für einen späteren Ausbau sei man flexibel, das Grundstück biete ausreichend Flächenressourcen. „Wichtiger als die Anzahl der Studierenden sind jedoch die Arbeitsplätze“, erklärt WU-Rektor Christoph Badelt. „Im alten Gebäude haben wir rund tausend Arbeitsplätze, auf dem neuen Campus sollen es dreimal so viele sein.“

Die nächsten Schritte sind bereits fixiert. Geht alles nach Plan, werde die Ausschreibung für die einzelnen Gebäude noch 2009 erfolgen. „Wir wollen mit der Ausschreibung anfangen, wenn die Baukonjunktur laut Prognosen im Herbst einzusacken droht“, so Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Der Baubeginn selbst sei für Ende 2009 bzw. Anfang 2010 geplant. Die Inbetriebnahme des neuen Campus soll 2012/2013 erfolgen.

Etwas vorsichtig äußern sich die Beteiligten hinsichtlich der Baukosten. Seit Beginn des Projekts ist der Rahmen mit 250 Millionen Euro beziffert. „Die Obergrenze ist klar festgesetzt, daran hat sich bis heute nichts geändert“, so Stadlhuber, „aber natürlich liegen wir derzeit noch etwas drüber. Hier müssen wir mit Sicherheit noch nachverhandeln.“ Jetzt genaue Zahlen zu nennen sei unseriös. Es sei illusorisch, in diesem frühen Projektstadium schon punktgenau im Budget zu liegen. Nur so viel: „Es wird knapp.“

In der Zwischenzeit gibt es bereits erste Pläne für die Nachnutzung der derzeitigen WU in der Althanstraße. „Die Universität Wien will das Gebäude übernehmen“, erklärt der BIG-Geschäftsführer. Zu diesem Zweck müsse es nach Auszug der WU saniert werden. Ein Bezug sei 2015 möglich.

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