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Wohlfahrtsstaat im kleinen Maßstab
Der Standard

Verstaubtes Image war gestern: Im Salzburger Stadtteil Taxham baut „die salzburg“ mit zwei anderen gemeinnützigen Bauträgern ein modernes Wohnhaus mit Fokus auf soziale Nachhaltigkeit. Die Kosten werden fair aufgeteilt.

6. Juni 2012 - Wojciech Czaja
DER STANDARD hat gemeinnützigen und privaten Bauträgern aus ganz Österreich die gleiche Frage gestellt: Was ist Ihr bester Wohnbaubeitrag zum Thema Nachhaltigkeit? Die Antworten sind sehr unterschiedlich.

Meist sind es die Bobos und Jungfamilien mitsamt Kinderwagen, die beschwingten Schrittes durch die Computervisualisierungen der Wohnbauträger marschieren. Nicht so im Fall des Projekts „Rosa Zukunft“ in Salzburg-Taxham. Hier regiert das betagte, pensionierte Beige: Sandalen, Bermuda-Shorts, und obendrauf ein Sonnenhut.

„Wir haben uns mit den gesellschaftlichen Veränderungen sehr intensiv beschäftigt“, sagt Michael König vom Evangelischen Diakoniewerk Salzburg. „Es steht fest: Oberflächliche Kontakte im Netz oder in der unmittelbaren Wohnumgebung sind nicht in der Lage, die beständigeren Beziehungen in der Nachbarschaft, im Freundeskreis und in der Familie zu ersetzen.“ Daher sei eine Aufgabe künftig besonders wichtig: die Schaffung attraktiver sozialer Nahmilieus im Hausverband.

In Zusammenarbeit mit der Diakonie Salzburg als sozialer Beraterin soll bis Ende nächsten Jahres dieses Vorzeigeprojekt auf die Beine gestellt werden. „Für mich persönlich ist die Wohnanlage Rosa Zukunft unser derzeit wichtigster und umfassendster Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit“, sagt Markus Sturm, Chef der Siedlungsgenossenschaft die salzburg, die das 18,5 Millionen Euro teure Wohnbauvorhaben (129 Wohnungen) mit den beiden gemeinnützigen Bauträgern Salzburger Siedlungswerk und Hans Myslik GmbH entwickelt. Für die Planung ist der Halleiner Architekt Karl Thalmeier verantwortlich.

Die gesamte Anlage ist in mehrere Baukörper gegliedert. Während drei Bauteile in Form seniorengerechter Miet- und Eigentumswohnungen genutzt werden, stehen drei Häuser für sogenanntes Generationenwohnen zur Verfügung. Hier soll ein Austausch zwischen den Generationen stattfinden. Tauschbörsen, Flohmärkte, Babysitting-Organisation sowie ein eigener Bewohnerbeirat sollen das bauliche Angebot um die nötige soziale Infrastruktur bereichern. Darüber hinaus wird es E-Bikes und Car-Sharing geben.

Die Bruttomieten betragen rund acht Euro pro Quadratmeter. Hinzu kommt eine monatliche Betreuungspauschale, die alle Bewohner gleichermaßen zu zahlen haben: 30 Euro die Jungen, 45 Euro die pflegebedürftigen Senioren. Ein fairer Deal. So sieht Wohlfahrtsstaat im kleinen Maßstab aus.

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Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

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