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Ein Zim­mer, ein Puz­zle­stück
Der Standard

Ein Nord­bahn­hof-Wohn­bau ver­eint klas­si­sche Mie­ter und Flücht­lin­ge un­ter ei­nem Dach

2. März 2016 - Wojciech Czaja
„Da muss ich nicht lan­ge nach­den­ken“, sagt Al­fred Pe­tritz, Ge­schäfts­füh­rer des ge­mein­nüt­zi­gen Wohn­bau­trä­gers Mig­ra. „Wenn Sie mich nach un­se­rem be­sten In­teg­ra­ti­ons­pro­jekt der letz­ten Jah­re be­fra­gen, dann muss ich auf un­ser Wohn­haus auf dem Wie­ner Nord­bahn­hof-Are­al ver­wei­sen.“ 30 der ins­ge­samt 99 Woh­nun­gen im 2013 fer­tig­ge­stell­ten Ge­bäu­de sind für Flücht­lin­ge be­stimmt. Das In­teg­ra­ti­ons­haus, das die­se Woh­nun­gen be­treibt, hat im Erd­ge­schoß so­gar ei­ne ei­ge­ne Be­ra­tungs­stel­le ein­ge­rich­tet.

„Auf­grund un­se­res the­ma­ti­schen Schwer­punkts ha­ben wir hier ei­nen über­pro­por­tio­nal ho­hen An­teil an Ein-Zim­mer-Woh­nun­gen zwi­schen 35 und 40 Qua­drat­me­ter“, so Pe­tritz. „Die­ses An­ge­bot rich­tet sich an an­er­kann­te Asy­lan­tin­nen und Asy­lan­ten, aber auch an sub­si­di­är Schutz­be­rech­tig­te.“ Hin­zu kom­men ei­ne Fa­mi­li­en­be­ra­tungs­stel­le und ei­ne Wohn­ge­mein­schaft für Kin­der und Ju­gend­li­che zwi­schen sechs und 16 Jah­ren, die von der MAG ELF be­treut wird. „Ein wich­ti­ges Puz­zle­stück im Pro­jekt“, wie der Mig­ra-Chef be­tont.

„Wir wuss­ten, dass die ur­sprüng­li­che Be­ra­tungs­stel­le des In­teg­ra­ti­ons­hau­ses schon längst viel zu klein war, da­her ha­ben wir die­se In­sti­tu­ti­on be­reits im Bau­trä­ger­wett­be­werb mit an Bord ge­nom­men“, er­in­nert sich Paul Drakl, Pro­jekt­lei­ter bei Hoff­mann Janz Ar­chi­tek­ten. „Na­tür­lich ha­ben wir im Woh­nungs­mix ganz spe­ziell da­rauf ge­ach­tet, dass es vie­le klei­ne, leist­ba­re Gar­çon­niè­ren gibt. Ab­ge­se­hen da­von je­doch, muss ich ganz ehr­lich ge­ste­hen, ha­ben wir auf das The­ma des in­ter­kul­tu­rel­len Woh­nens nicht be­son­ders Rück­sicht ge­nom­men.“ Wenn schon In­teg­ra­ti­on und In­klu­si­on, so Drakl, dann eben auch auf ar­chi­tek­to­ni­scher Ebe­ne.

Von au­ßen ist dem Wohn­haus sei­ne be­son­de­re Nut­zung in keins­ter Wei­se an­zu­se­hen: Stahl­be­ton­bau, wei­ßer Voll­wär­me­schutz, lan­ge, li­nea­re Bal­ko­ne. Die gel­be Loch­blech­ver­klei­dung, die et­was un­re­gel­mä­ßig über die Fass­ade ver­teilt ist, soll das stren­ge Er­schei­nungs­bild des lan­gen Rie­gels et­was auf­lo­ckern. Fass­aden­plat­ten in Holz­op­tik ha­ben nach Aus­kunft des Ar­chi­tek­ten die Auf­ga­be, et­was Wär­me, et­was Ge­bor­gen­heit an­schau­lich zu ma­chen.

Miet­zins von 7,55 Eu­ro

Die Bau­kos­ten bei die­sem Pro­jekt konn­ten auf un­ter 1300 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter re­du­ziert wer­den. Da­von pro­fi­tie­ren auch die Mie­ter: Der Miet­zins liegt bei 7,55 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter, und wäh­rend der Ei­gen­mit­tel­an­teil bei ge­för­der­ten Miet­woh­nun­gen mit Kau­fop­ti­on in die­ser La­ge in der Re­gel zwi­schen 400 und 500 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter kur­si­ert, konn­te er hier auf 398 Eu­ro ge­senkt wer­den. Ei­ne Haus­be­treue­rin, die frü­her selbst im In­teg­ra­ti­ons­haus in der En­gerths­tra­ße wohn­te, küm­mert sich nun um die all­täg­li­chen Be­lan­ge der Mul­ti­kul­ti­be­wohn­er­in­nen.

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