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Ei­ne Oa­se für Al­te und al­le
Der Standard

In Wien-Stad­lau er­rich­te­te die Ge­si­ba ge­mein­sam mit dem stu­dio uek die Oa­se 22. Das Pro­jekt be­in­hal­tet be­treu­ba­re Woh­nun­gen, Flücht­lings­woh­nun­gen, ein ge­ria­tri­sches Ta­ges­zen­trum so­wie ei­nen Sky­walk über den Dä­chern der Don­aus­tadt.

2. März 2016 - Wojciech Czaja
53 Run­den. So vie­le bräuch­te man, um auf dem 800 Me­ter lan­gen Sky­walk, auf dem in der Über­gangs­zeit re­gel­mä­ßig jog­gen­de Sil­hou­et­ten zu er­bli­cken sind, ei­nen klas­si­schen Ma­rat­hon zu lau­fen. Der Loop im Dach­ge­schoß mit Blick auf ganz Don­aus­tadt ist ei­ner der Be­stand­tei­le des um­fas­sen­den und auch bau­teil­über­grei­fen­den Frei­raum­kon­zepts in der ge­för­dert er­rich­te­ten Wohn­haus­an­la­ge Oa­se 22. Er dient nicht zu­letzt als sym­bo­li­sche Klam­mer, um die drei Bau­tei­le der Bau­trä­ger Ge­si­ba, Bu­wog und ÖSW zu­sam­men­zu­fas­sen.

Pro­ble­ma­ti­sches Grund­stück

Einst be­fand sich hier das Fir­men­ge­län­de des Stahl­bau­ers Waag­ner-Bi­ro. 2007 wur­de das 14.000 Qua­drat­me­ter gro­ße Are­al an der Adel­heid-Popp-Gas­se 5 auf­ge­las­sen und ei­nem Eu­ro­pan-Wett­be­werb un­ter­zo­gen. Das Aus­wahl­ver­fah­ren ist die größ­te eu­ro­päi­sche Wohn- und Städ­te­bau­wett­be­werb-Ini­tia­ti­ve für Jung­ar­chi­tek­ten und wird al­le zwei Jah­re aus­ge­schrie­ben. Die be­ste Lö­sung für das pro­ble­ma­ti­sche Stad­lau­er Grund­stück, das zwi­schen S-Bahn-Glei­se, Ein­fa­mi­li­en­häu­ser und rie­si­ge Ge­wer­be­bau­ten ein­ge­zwickt ist, fand da­mals das Wie­ner Ar­chi­tek­tur­bü­ro stu­dio uek.

„Un­se­re Idee war, ei­nen ring­för­mi­gen Loop zu bau­en und da­mit ei­nen gro­ßen, in­nen lie­gen­den Frei­be­reich zu de­fi­nie­ren“, sagt Ar­chi­tekt Ben­ni Eder von uek. „Da­mit len­ken wir ein biss­chen von der he­te­ro­ge­nen, zum Teil in­dus­tri­el­len Um­ge­bung ab.“ Um das wie­der wett­zu­ma­chen, gibt es auf dem Dach ei­nen um­lau­fen­den Sky­walk, der die un­ter­schied­li­chen Bau­tei­le und Häu­ser mit­tels Brü­cken und Stie­gen mit­ein­an­der ver­bin­det. Aus bau­recht­li­chen Grün­den muss­ten die Ver­bin­dungs­ste­ge so aus­ge­führt wer­den, dass sie je­der­zeit auf Wi­der­ruf wie­der de­mon­tier­bar sind.

„Ach, das wird hof­fent­lich nie pas­sie­ren“, sagt Ewald Kir­schner, Ge­ne­ral­di­rek­tor der Ge­si­ba, „denn die Über­brü­ckung der Bau­plät­ze auf der Dach­ebe­ne ist ei­ne wun­der­schö­ne und auch ein­zig­ar­ti­ge Ge­ste. Au­ßer­dem fin­den hier oben wich­ti­ge so­zia­le Ak­ti­vi­tä­ten statt.“ Nach ei­nem Land­schafts­pla­nungs­kon­zept von Ra­jek Bar­osch gibt es auf den Dä­chern Aus­sichts­punk­te, Grün­flä­chen, wind­ge­schütz­te Ni­schen, klei­ne Plät­ze mit Sitz­grup­pen so­wie Hoch­be­ete zum An­bau­en von Kräu­tern und Ge­mü­se. Ein­zi­ger Wer­muts­trop­fen: Aus haf­tungs­tech­ni­schen Grün­den müs­sen ei­ni­ge Tei­le des Sky­walks im Win­ter ge­sperrt wer­den.

„Vor al­lem aber fas­zi­niert mich der Nut­zungs­mix, den wir in der Oa­se 22 er­reicht ha­ben“, so Kir­schner, der 171 der ins­ge­samt 319 Woh­nun­gen er­rich­te­te. „Ne­ben ganz klas­si­schen Wohn­ein­hei­ten ha­ben wir näm­lich 30 be­treu­ba­re, bar­rie­ref­reie Woh­nun­gen so­wie ein ge­ria­tri­sches Ta­ges­zen­trum.“ Be­trie­ben wer­den die bei­den Ein­rich­tun­gen von der Ca­ri­tas so­wie vom Fonds So­zia­les Wien. Hin­zu kom­men di­ver­se Win­ter­gär­ten, Wasch­kü­chen, Ge­mein­schafts­räu­me so­wie ein Haus­be­treu­ungs­zen­trum der Ge­si­ba. Auf der Nach­bar­par­zel­le des ÖSW gibt es zu­dem ei­nen Sport­raum, den die AS­KÖ be­treibt.

Die Ein­stiegs­mie­te liegt bei knapp sie­ben Eu­ro pro Qua­drat­me­ter, der Ei­gen­mit­tel­bei­trag für Bau- und Grund­kos­ten be­läuft sich auf 450 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter. Der Mig­ran­te­nan­teil be­trägt nach Aus­kunft der Ge­si­ba ak­tu­ell rund 20 Pro­zent, und in ei­ni­gen der Woh­nun­gen in der Oa­se 22 sind seit kur­zem so­gar sy­ri­sche Flücht­lings­fa­mi­li­en un­ter­ge­bracht.

„In­teg­ra­ti­on ist für mich ein ge­sell­schafts­po­li­ti­scher Auf­trag, dem wir als ge­mein­nüt­zi­ges Bau­un­ter­neh­men nach­zu­kom­men ha­ben“, so Krisch­ner. „Un­se­re Phi­lo­so­phie: So­lan­ge wir Men­schen – Ös­ter­rei­cher oder Mig­ran­ten – in ih­rer ver­trau­ten, an­ge­neh­men Um­ge­bung, in ih­ren ei­ge­nen vier Wän­den be­hal­ten kön­nen, ist das ein so­zia­ler, in­teg­ra­ti­ver Mehr­wert, der sich zu­dem volks­wirt­schaft­lich ren­tiert.“

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