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Dachausbau in Leichtbauweise
Dachausbau in Leichtbauweise, Foto: Wolfgang Thaler © BAUGENIAL

Dachausbauten sind ein zentrales Thema der innerstädtischen Nachverdichtung. Oft ist die vorhandene Bausubstanz allerdings nicht in der Lage, große zusätzliche Lasten zu tragen. Mit Leichtbaukonstruktionen lassen sich die verschärften Anforderungen der Europäischen Norm EN 19987 in nahezu allen Fällen erfüllen.

20. März 2012
Rund 27.000 unausgebaute Dachböden gibt es allein in Wien. Das entspricht einem Potential von rund 80.000 Wohneinheiten. Eine große Chance und Herausforderung für die Architektur.

Urbane Nachverdichtung ist Stadtplanern, Investoren und Architekten gleichermaßen ein Anliegen. Den Stadtplanern, weil vorhandene Infrastruktur besser genützt wird und sie kein Stückchen Grün opfern müssen, um Platz für neuen Wohnraum zu schaffen. Investoren, weil die Beliebtheit des Baugrunds auf höchster Ebene immer noch steigt. Und schließlich Architekten und Statiker, die hier ein reiches Betätigungsfeld finden. Zugegeben, etwas schwieriger ist es geworden seit Einführung des Eurocode 8. Nachdem es zuerst nach einer völligen Stilllegung des Dachausbaus aussah, haben Architekten mit viel Kreativität mittlerweile hochwertigsten Wohnraum on top geschaffen

Die Grenze für Dachausbau leicht liegt bei einem Gesamtgewicht von max. 720 kg/m2 - eine Gewichtsgrenze, die mit Hilfe des Leichtbaus in Form von Holz- und Holz-Stahlkonstruktionen problemlos eingehalten werden kann. Weitere Kriterien für den Dachausbau leicht sind, dass die zusätzlich zu schaffende Wohnfläche nicht mehr als 150% die Dachbodenfläche bemessen und nicht höher als 6 m sein darf. Unter diesen Voraussetzungen erlaubt der Dachausbau leicht einen Dachausbau ohne Maßnahmen am Bestand.

Dachausbauten, die diese Grenzen überschreiten erfordern einen sogenannten Kapazitätsnachweis, eine dreidimensionale statische Berechnung des Erdbebenverhaltens des Hauses. Bei einem Ausbau über 200% der Dachbodenfläche muss das Haus auf den erbebentechnischen Neubaustandard aufgerüstet werden – eine überaus aufwändige und kostenintensive Maßnahme.

Voraussetzung ist in jedem Fall ein Ingenieurbefund, der die tatsächlichen Gegebenheiten untersucht und nicht nur alte Pläne betrachtet. Die Entfernung von Trennwänden während des mitunter 100jährigen Bestands kann zu einer erheblichen Schwächung bestehender Bausubstanz geführt haben, die technisch abzufangen wäre. Eine Situation, die man oft vorfindet, wenn im Erdgeschoß ein Geschäftslokal untergebracht ist, wo zugunsten eines weitläufigen Schauraums Wände entfernt wurden.

Der Leichtbau aus Holz- und Holz-Stahlkonstruktionen in Kombination mit trockenem Innenausbau ist aber nicht nur aufgrund des geringen Gewichts eine optimale Lösung sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Da diese Bauweise keine Baufeuchte einbringt, kann auch unter winterlichen Bedingungen gearbeitet werden. Trocknungszeiten entfallen völlig, was den Baufortschritt weiter beschleunigt – ebenso wie der hohe Vorfertigungsgrad im modernen Holzbau.

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