Veranstaltung

Volker Giencke
Ausstellung
20. März 2015 bis 27. Juni 2015
aut. architektur und tirol im adambräu
Lois-Welzenbacher-Platz 1
A-6020 Innsbruck


Manisches Implantat

Volker Giencke stellt im Innsbrucker aut aus: Die Schau „Ein Teil von mir ist Sprache“ sorgt für Transformationen von Räumen

24. März 2015 - Robert Gander
Giencke gehört zu jenen Architekturprofessoren, die auch bauen. Sein OEuvre ist überschaubar, dauerte die konstruktiv anspruchsvolle Ausführung doch oft mehrere Jahre. Das Hinausgehen über Gewohntes, eine Leidenschaft im Tun und ein Feingefühl für soziale Bedürfnisse sprechen aus ihnen; Forderungen, die er auch an seine Studierenden stellte.

Mehr als 23 Jahre prägte der gebürtige Kärntner Architekturstudierende am Institut für experimentelle Architektur in Innsbruck. Die Beendigung seiner Lehrtätigkeit ist Anlass für die Ausstellung im aut. Titel: Ein Teil von mir ist Sprache. Retrospektive? Keinesfalls. Gienckes Ansatz lautet, sein Denken, seine Haltung und Auffassung von Architektur nicht nur mittels Architektur zu zeigen, sondern physisch erlebbar zu machen.

Die Räume im Welzenbacher-Bau erfahren eine radikale Transformation. Kein Boden, keine Wand entspricht der ursprünglichen Raumstruktur. Die Bodenöffnungen, in denen im ehemaligen Brauhaus die Sudkessel standen, sind geöffnet, unterschiedliche Ebenen durch Treppen verbunden. Man meint, durch die Bildwelten eines Piranesi oder Escher zu steigen. Eine neue Wahrnehmung des Raums und der Umgebung ist garantiert.

Giencke prägte den Begriff der „Konkreten Utopie“, in dessen Kontext ihm die Realisierung von Architekturinstallationen wichtig war - Eingriffe in die Umgebung, die bisher Übersehenes wahrnehmbar machen. Eine solche „folie“ („kleine Verrücktheit“) ist auch die Installation im aut, die ihre Machart - die Schweißnähte, die Unterkonstruktion - offenlegt. Die (Denk-)Werkstatt blitzt durch. Poetisch einerseits, leidenschaftlich, manisch und zuweilen auch brutal andererseits.

Ehemalige Studierende, die die Ausstellung betreten, sagen, das ist Giencke, er hat sich mental eingeschrieben. Nach Maria Giuseppina Grasso Cannizzo, die 2014 die Räume ebenfalls radikal verwandelte, ist Gienckes Ausstellung ein weiterer gelungener Versuch des aut, Architektur jenseits ihres „Abfalls“ (Pläne, Modelle) und der „Abbildprodukte“ (Fotografie, Film) auszustellen.

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