Schlicht oder kunstvoll

In den Giardini überrascht die Kunstbiennale 2015 mit architektonischen Arbeiten. Heimo Zobering transformierte den österreichischen Pavillon, und Australien tritt mit einem schwarzen Neubau auf.

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Als schwarze Skulptur präsentiert sich Australiens neuer Pavillon von Denton Corker Marshall in den Giardini von Venedig. (Bild: John Gollings / The Australia Council for the Arts)

Als schwarze Skulptur präsentiert sich Australiens neuer Pavillon von Denton Corker Marshall in den Giardini von Venedig. (Bild: John Gollings / The Australia Council for the Arts)

(gde.)

Obwohl dieses Jahr in Venedig die Kunstbiennale stattfindet, könnte man in den Giardini glauben, die Architekturbiennale 2016 habe bereits begonnen. So verzichtete Heimo Zobernig im österreichischen Pavillon auf die Präsentation seiner Kunst und änderte stattdessen die Architektur des nach Plänen von Josef Hoffmann 1934 erbauten Schauhauses dergestalt, dass sich die Raum-Zeit-Bezüge auflösen. Mit minimalen Mitteln hebt er im Innenraum des Pavillons die Bauästhetik der 1930er Jahre auf, indem er das Schwanken zwischen Klassizismus und Avantgarde, das sich im Pavillon-Entwurf niederschlägt, unsichtbar macht. Im rückwärtigen Patio des Pavillons lässt sich dann trefflich nachdenken über Künstler, die Architektur schaffen, und über die Einheit von Kunst und Architektur. Nicht als Kunst versteht der Brite David Adjaye seine Architektur. Deshalb gestaltete er den Bühnen- und Zuschauerraum der «Arena» im Zentralpavillon bewusst schlicht. Die in schwarzem Granit gehaltene, dem Rio del Giardino zugewandte Fassade des nagelneuen hartkantigen australischen Pavillons wirkt dagegen streng und kunstvoll. Die dominanten Klappen vor den grossen Fensterfronten verschliessen nach dem Ende der Biennale den Pavillon zu einer schwarzen Skulptur. Nach dem eleganten Provisorium des 1988 eröffneten weissen Leichtbau-Pavillons von Philip Cox verfügt nun Australien in den Giardini über ein grundsolides Ausstellungshaus aus Beton, Stahl und Stein. Entworfen wurde dieser Solitär von dem für seine Hochhäuser bekannten Architekturbüro Denton Corker Marshall aus Melbourne.