Baukunst und Ökologie

Dass ökologische Architektur auch elegant sein kann, beweist seit kurzem ein Hotelneubau in Sitges bei Barcelona. Das Werk der Katalanen Balaguer Bover wurde vom Green Building Council ausgezeichnet.

Drucken
Hängende Gärten, fischartig geschuppte Metallwände und eine an ein Schiffsdeck erinnernde Dachterrasse prägen das Aussehen des von Joaquim Balaguer und Bernat Bover nach ökologischen Prinzipien realisierten Hotels Avenida Sofía" in Sitges bei Barcelona. (Bild: © Roman Hollenstein)

Hängende Gärten, fischartig geschuppte Metallwände und eine an ein Schiffsdeck erinnernde Dachterrasse prägen das Aussehen des von Joaquim Balaguer und Bernat Bover nach ökologischen Prinzipien realisierten Hotels Avenida Sofía" in Sitges bei Barcelona. (Bild: © Roman Hollenstein)

(holl.)

Sie gilt nicht als besonders innovativ: die Hotelarchitektur. Das beweist ein Blick auf das in Form moderner Chalets errichtete Hotel «Chedi» in Andermatt oder auf die postmodernen Gästeburgen Spaniens. Dass es auch anders geht, demonstriert das von einem regionalen Unternehmer zusammen mit dem wenig bekannten katalanischen Architektenteam Joaquim Balaguer und Bernat Bover in Sitges einen Steinwurf vom Passeig Marítim entfernt auf einem schmalen Grundstück realisierte Hotel «Avenida Sofía». Der Zauber von sechs hängenden Gärten und das metallische Schimmern der fischartig geschuppten Fassaden locken immer wieder Passanten von der Strandpromenade in die kleine Avenida Sofía. Man könnte den Bau für einen luxuriösen, von Tokios Ginza hierher verirrten Flagship-Store halten, denn Fenster entdeckt man zunächst nur an der begrünten Strassenfassade. Doch das Restaurant im Hochparterre und die Sky-Bar auf der Aussichtsterrasse des siebengeschossigen Hauses lassen eine touristische Funktion vermuten. Geht man weiter, so erblickt man an der Nordfassade ein strenges Fenster-Raster, durch das die Standardzimmer auf die Stadt und die mediterrane Hügellandschaft blicken. Eine nautisch inspirierte Holzrampe führt über einem aus der Tiefe heraufwuchernden Garten zur eleganten Lobby. Dank diesem «Sunken Garden» werden die beiden Untergeschosse mit Tageslicht erhellt. Dort befinden sich die Konferenzräume und eine spektakulär inszenierte Wellness-Zone, die man wie die 76 unterschiedlich gestylten Gästezimmer und die wie ein Schiffsdeck angelegte Dachterrasse per Lift oder über ein lichtdurchflutetes, spiralförmiges Treppenhaus erreicht. Dafür, dass das entfernt an Stefano Boeris baumbewachsene Wohntürme in Mailand erinnernde Gebäude Baukunst und ökologische Nachhaltigkeit auf glückliche Art vereint, wurde es im März 2015 als erstes europäisches Hotel mit der Höchstnote «Leed Platinum» des U.S. Green Building Council ausgezeichnet.

Von den Luxussuiten blickt man durch das in nur einem Jahr üppig gewachsene Grün hängender Gärten über das Villenquartier von Sitges auf das Meer. (Bild: © Roman Hollenstein)

Von den Luxussuiten blickt man durch das in nur einem Jahr üppig gewachsene Grün hängender Gärten über das Villenquartier von Sitges auf das Meer. (Bild: © Roman Hollenstein)