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Kon­flikt um Bau ne­ben Karl­skir­che
Der Standard

Das Zu­rich-Bü­ro­haus zwi­schen Karl­skir­che und Wien-Mu­se­um soll sa­niert und auf­ge­stockt wer­den. Da­ge­gen pro­tes­tie­ren Bürg­er­ini­tia­ti­ven, An­rai­ner und die FPÖ. In der Fach­welt sieht man das Pro­jekt po­si­tiv. Ei­ne grü­ne „Nach­denk­pau­se“ ist nicht ge­plant.

23. September 2016 - Wojciech Czaja
Wien – Nach der Auf­re­gung um die ge­plan­te Neu­ge­stal­tung des Wie­ner Heu­markts in­klu­si­ve 73-Me­ter-Hoch­haus ge­hen bei ei­nem wei­te­ren in­ners­täd­ti­schen Bau­pro­jekt die Wo­gen hoch. Seit Wo­chen wett­ern An­rai­ner und Bürg­er­ini­tia­ti­ven ge­gen die ge­plan­te Auf­sto­ckung des Zu­rich-Bü­ro­ge­bäu­des am Karl­splatz di­rekt ne­ben der Karl­skir­che. Am Mitt­woch fand am Karl­splatz ei­ne De­mon­stra­ti­on statt: Un­ter den ei­ni­gen Dut­zend De­mons­tran­ten wa­ren auch Vi­ze­bürg­er­meis­ter Jo­hann Gu­de­nus (FPÖ) so­wie Par­tei­kol­le­gin Ur­su­la Sten­zel, Ex-Be­zirks­vor­ste­he­rin der In­ne­ren Stadt und ak­tu­ell nicht amts­füh­ren­de Stadt­rä­tin. „Schluss mit der Zers­tö­rung des Karl­splat­zes“, war auf Ta­feln zu le­sen. Ein Ban­ner for­der­te „Nein zum Glas­mons­ter“. Ne­ben der FPÖ sprach sich auch die Be­zirks-ÖVP ge­gen das Pro­jekt aus.

Doch zu­rück zum An­fang: Als Re­ak­ti­on auf die ge­plan­te Er­wei­te­rung des Wien-Mu­se­ums durch Čer­tov Wink­ler Ruck Ar­chi­tek­ten ( der STAN­DARD be­rich­te­te) be­schloss Zu­rich Ver­si­che­rung, ihr fremd­ver­mie­te­tes Bü­ro­ge­bäu­de zu sa­nie­ren und um zwei Eta­gen und ein Staf­fel­geschßs auf­zu­sto­cken. Hen­ke Schrei­eck Ar­chi­tek­ten, die aus ei­nem Ar­chi­tek­tur­wett­be­werb ein­stim­mig als Sie­ger her­vor­gin­gen, schlu­gen ei­ne be­hut­sa­me Fort­füh­rung des 1971 er­rich­te­ten Georg-Lip­pert-Baus vor.

„Die aus der Fuß­gän­ger­per­spek­ti­ve wahr­ge­nom­me­ne Ge­bäu­de­hö­he liegt un­ter der Hö­he des neu­en Wien-Mu­se­ums“, er­klärt der Ju­ry­vor­sit­zen­de Rü­di­ger Lai­ner. „Vor al­lem aber ord­net sich das Pro­jekt der be­nach­bar­ten, pro­mi­nen­ten Karl­skir­che un­ter. Das ist in den Plä­nen und Vi­su­ali­sie­run­gen deut­lich zu er­ken­nen.“ Nicht je­doch in de­nen, die von der Kro­nen Zei­tung ver­öf­fent­licht wur­den. „Die­se sind ma­ni­pu­liert und falsch“, so Lai­ner.

Das be­stä­tigt auch Her­bert Ra­sin­ger, Ob­mann des Ver­eins Ini­tia­ti­ve Stadt­bild­schutz Wien: „Es sind un­ter­schied­li­che Bil­der in Um­lauf, die de­fi­ni­tiv nicht über­ein­stim­men. Ge­ne­rell den­ke ich aber, dass es kei­ne gu­te Idee ist, je­dem Haus in Wien ei­nen Gupf auf­zu­set­zen. Georg Lip­pert war ein sehr gu­ter Ar­chi­tekt. Der braucht nie­man­den, der ihn kor­ri­giert.“

Christ­oph Luch­sin­ger, Städ­te­bau-Pro­fes­sor an der TU Wien, sieht die Sa­che an­ders: „Das Pro­jekt ist ei­ne sinn­vol­le Er­gän­zung zum Wien-Mu­se­um und wird den Karl­splatz, der an die­ser Stel­le nach wie vor un­fer­tig scheint, ab­schlie­ßen und stadt­räum­lich auf­wer­ten.“

Den Geg­nern – da­run­ter An­rai­ner, Ra­sin­gers Bürg­er­ini­tia­ti­ve so­wie die Platt­form ret­tet­die­karl­skir­che.at – möch­te er sa­gen: „Ich ver­ste­he, dass es ver­schie­de­ne Mei­nun­gen gibt. Doch ei­nem hoch­qua­li­ta­ti­ven Pro­jekt mit ei­ner der­ar­ti­gen Po­le­mik zu be­geg­nen, ist ein Ar­muts­zeug­nis für die Stadt Wien.“

Im Res­sort von Pla­nungs­stadt­rä­tin Ma­ria Vas­si­la­kou (Grü­ne) be­trach­tet man die Auf­sto­ckun­gen des Wien-Mu­se­ums und des Zu­rich-Hau­ses als ge­mein­sa­mes Pla­nungs­ge­biet. Im Be­reich der Wid­mung wer­de man die bei­den Pro­jek­te in der Un­esco-ge­schütz­ten Welt­kul­tur­er­be-Kern­zo­ne als Ein­heit be­ar­bei­ten.

Kein Pla­nungs­stopp

Droht auch hier ein Pla­nungs­stopp ge­gen das „Glas­fu­run­kel“ (O-Ton Kro­ne ) oder ei­ne Nach­denk­pau­se wie im Fal­le des Eis­lauf­ver­ein-In­ter­cont-Are­als in­klu­si­ve Turm im Mai 2016? „Man muss schon un­ter­schei­den zwi­schen dem, was auf fach­li­cher Ebe­ne breit dis­ku­tiert und an sach­li­chen Be­den­ken im Lau­fe des Ver­fah­rens ge­äu­ßert wird, und dem, was ver­ein­zelt als Mei­nung ge­äu­ßert wird“, so Pa­trik Volf, Spre­cher von Vas­si­la­kou. Ei­ne Ge­fähr­dung sei nicht ge­ge­ben. Das Ju­ry­er­geb­nis spre­che für sich. „Aus ak­tu­el­ler Sicht se­he ich kei­ne Ge­fahr für un­ser Pro­jekt“, sag­te Sil­via Em­rich, Vor­stands­mit­glied bei Zu­rich Ver­si­che­rung. „Wir hof­fen, dass wir im zwei­ten Halb­jahr 2017 die Bau­ge­neh­mi­gung be­kom­men.“

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