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Otto-Wagner-Spital: Nachnutzung noch völlig unklar
Der Standard

Der Baustart für neue Wohnungen auf dem Areal des Otto-Wagner-Spitals am Steinhof in Wien soll demnächst erfolgen. Wie das gesamte Gebiet mit den denkmalgeschützten Pavillons nachgenutzt wird, bleibt aber ungewiss.

10. März 2017 - David Krutzler
Wien – Es tut sich was auf dem Steinhof-Areal in Wien-Penzing. Mitte Februar fielen im östlichen Teil dutzende Bäume, um den Bau von zunächst 65 Wohneinheiten zu ermöglichen. Der Baustart erfolgt laut dem Bauträger Gesiba Anfang April. Insgesamt sollen auf dem Areal 160 neue Wohneinheiten bis 2019 entstehen, 98 Bäume müssen dafür gerodet werden. Die Gesiba, zu 99,97 Prozent im Besitz der Stadt Wien, betont, dass es sich um sozialen Wohnbau handelt.

Das von SPÖ und Grünen abgesegnete Projekt am Steinhof ist umstritten: Bürgerinitiativen hatten seit Jahren gegen die Verbauung mobilgemacht. Die Oppositionsparteien FPÖ, ÖVP und Neos sprachen sich geschlossen gegen die jüngsten Abholzungen auf dem geschichtsträchtigen Areal des Otto-Wagner-Spitals aus.

Dabei beschloss die Stadt 2006 – mit den Stimmen der SPÖ und der FPÖ – eine Widmung, die den Bau von 600 Wohnungen ermöglicht hätte. 2011 ließ Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) die Pläne nach massiver Kritik stoppen. Ein Mediationsverfahren wurde eingerichtet, eine Expertenkommission tätig. Das Ergebnis sah eine deutliche Reduktion der Pläne vor. Die Initiative „Steinhof erhalten“ verweist aber darauf, dass es im Mediationsverfahren „keine Übereinstimmung in der Frage einer Neuverbauung gegeben hat“ – und protestiert weiterhin.

Spital wird abgesiedelt

Während in der Causa Neuverbauung Fakten geschaffen wurden, bleibt die Zukunft des Otto-Wagner-Spitals mit seinen denkmalgeschützten Jugendstil-Pavillons völlig offen. Denn wie berichtet sollen die Abteilungen stückweise in andere Krankenhäuser übersiedelt werden.

2012 wurde angekündigt, dass der medizinische Betrieb bis 2020 abgesiedelt wird. Einen Zeitplan gibt es laut Krankenanstaltenverbund (KAV) aber noch nicht. „Durch vom KAV nicht verursachte zeitliche Verzögerung beim Krankenhaus Nord“ sowie Arbeiten am Medizinischen Masterplan „ist der Zeitplan jetzt noch nicht fix“, teilt der KAV auf STANDARD -Anfrage mit. Der Plan soll Ende 2017 stehen. Übersiedlungen von Abteilungen in das Krankenhaus Hietzing, ins Wilhelminenspital und ins Kaiser-Franz-Josef-Spital werden „entsprechend der Umsetzung der baulichen Maßnahmen an den Standorten erfolgen“.

Fix ist das Aus der Abteilung für Forensische Akutpsychiatrie, das ist Wiens einzige Häftlingspsychiatrie: Der Pavillon wird Ende 2017 an die Gesiba übergeben, laut KAV ist das vertraglich fixiert. Die Gesiba plant, auch in anderen Pavillons Wohnungen zu errichten. Zunächst hieß es, dass so 60 bis 80 Wohneinheiten – zusätzlich zum Neubau der 160 Wohnungen – geschaffen werden könnten. „Da kann aber noch etwas dazukommen“, sagte ein Gesiba-Sprecher.

Gesamtkonzept nicht bekannt

Ein Gesamtkonzept für die Nachnutzung des riesigen Areals ist aber weiterhin nicht öffentlich bekannt. Die Wiener Standortentwicklung GmbH (WSE) hat in zweijähriger Arbeit ein Gesamtnutzungskonzept erstellt. Man habe es fristgerecht vor Weihnachten übergeben, hieß es von der WSE. Seither wird es von der Magistratsdirektion geprüft, wie aus dem Büro von Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) verlautet wird. Die Veröffentlichung sei noch nicht vorgesehen. „Das wird eine Zeitlang dauern“, sagte ein Sprecher.

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) hat das Schriftstück schon erhalten – und es im Interview mit dem STANDARD quasi in der Luft zerrissen. „Die Studie, die mir vorliegt, ist kein Konzept“, sagte sie. „Es ist ein Bericht, der Kostenkalkulationen enthält, was vermeintlich zu investieren ist, damit das Areal überhaupt nachgenutzt werden kann.“

Häupl sprach sich dafür aus, das Areal für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen – etwa für Kongresse und Symposien. Die Zeit dränge, die Nachnutzung müsse festgelegt werden. „Mit Jahresende müssen wir das abschließen.“

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