Bauwerk

KUNSTHALLE wien - ´project space´
Adolf Krischanitz - Wien (A) - 2002

Experimentelle Kunst, traditioneller Kaffee

Wiener Kunstmuseen in Bewegung: Gerald Matt baut aus, Edelbert Köb baut um

18. Januar 2002 - Markus Mittringer
Wien - Begonnen hat alles mit einer Ausstellung der Wiener Festwochen: Peter Weiermairs „Von der Natur in der Kunst“. Das war 1991, und Adolf Krischanitz hat dafür eine Innenhalle in die Winterreithalle der ehemaligen Hofstallungen gestellt. Quer durch diesen Kunstkubus zog Krischanitz eine semitransparente Rohrbrücke, „als organisch technisches Gebilde, eine Art künstliche Luftröhre der Ausstellung“. Witterungsbeständig hochgerüstet übersiedelte der Innenraum ins urbane Ödland Karlsplatz. Die „Kiste“ brachte in der Verlängerung des Naschmarktes eine Spur von Organisation in den Unraum vor der Bibliothek mit der unsäglichen Eule und erweckte dort zumindest die Idee eines Platzes.

Im derart geschützten Raum avancierte das Kunsthallen-Café zum Bestseller. Die Architekten Ortner & Ortner planten derweilen das Museumsquartier - und damit die neue Kunsthalle - ungemein oft um, wodurch es das Provisorium am Karlsplatz immerhin auch zehn Jahre hielt. (Relativ kurz, zumindest im Vergleich zum Provisorium 20er-Haus.)

Als das Museumsquartier dann im letzten Jahr endgültig seine Höfe öffnete, war Krischanitz' ikeafarbene Schachtel am Karlsplatz doch schon sehr abgebraucht. Seit gestern lädt die im Kunstbereich verkleinerte Nachfolgebox zum Konsum. Adolf Krischanitz hat einen feinen gläsernen Pavillon entworfen, der platzseitig wie eh und je zur Einkehr, straßenseitig zum experimentellen Kunsterleben bittet. Gerald Matt will den 250 Quadratmeter großen Ausstellungsraum als project space führen, als „Abteilung Forschung und Entwicklung“.

Die Serie der jährlich geplanten drei bis vier Ausstellungen beginnt am 13. Febru-ar mit Kim Soojas Installation A Laundry Woman und wird ab Mai in Kooperation mit dem documenta-Archiv Kassel den Mythos rund um Harald Szeemans 72er-documenta 5 beleuchten.

Dreimal zehn Tage im Jahr sollen dann die ganz Jungen Platz haben, an der Überwindung von Harald Szeemann zu arbeiten, der project space dient dann als Labor. Bei so viel Jugend liegt eine Kooperation mit einem Ausbildner nahe. Matt will mit der Universität für angewandte Kunst Erfahrung in Lehre und Praxis tauschen. Und die jährlich beste Diplomarbeit des Instituts im project space präsentieren. Dem siegreichen Absolventen winkt zudem ein dreimonatiger Aufenthalt in den Delfina Art Studios, London - inklusive Taschengeld.

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