Bauwerk

KUNSTHALLE wien - ´project space´
Adolf Krischanitz - Wien (A) - 2002

Kunsthalle als Katalysator?

Die Neugestaltung der Kunsthalle wirft nun (wieder einmal) Fragen nach der Gesamtgestaltung des Karlsplatzes auf.

24. Januar 2002
Der neue „project space“ der Kunsthalle Wien am Karlsplatz - der redimensionierte Kunst-Container von Architekt Adolf Krischanitz, - hat wieder augenscheinlich ins Bewusstsein gerückt, dass der Karlsplatz, wie schon Otto Wagner festgehalten hatte, „kein Platz, sondern eine Gegend“ ist.


Grün-Lösung für die Kunsthalle

Rund um den neuen Pavillon präsentiert sich diese Gegend derzeit als „G'stetten“. Der Ausblick vom transparenten Pavillon bietet die Ansichten von U-Bahn-Lüftungsschächten, Trafo-Kästen und „Salz- und Sandlager“ des Magistrats. Diesem optischen Eindruck von Devastierung soll abgeholfen werden, freut sich Kunsthallen-Chef Gerald Matt. Der Grünbereich wird gartengestalterisch saniert und Krischanitz wird auch im Auftrag der Verkehrsbetriebe für eine Neugestaltung der technischen Anlagen sorgen.

Das grundlegende Problem aber, so räumt Matt ein, die Fragmentierung des Platzes durch die Verkehrsströme, wird damit nicht gelöst. „Wir hoffen aber, dass eine geglückte Sanierung den Anstoß geben wird, sich auch der anderen Problembereiche anzunehmen“, so Matt. Auch für Krischanitz, der im Auftrag der Wiener Verkehrsbetriebe ein Lüftungsbauwerk in Pavillonnähe neu plant, ist der Autoverkehr das Grundübel, „weil alle nicht gelösten Verkehrsprobleme über den Platz geleitet wurden“.


Verkehrskonzept statt Begrünung

Der Präsident der Secession, Matthias Herrmann, ist überzeugt, dass „keine gärtnerischen Maßnahmen, sondern nur ein Verkehrskonzept“ die Institutionen am Karlsplatz (vom Künstlerhaus, Musikverein, Historischen Museum, zu Kunsthalle, Secession aber auch Generali Foundation) verbinden kann. Auf einer Verkehrsinsel liegend, die täglich von 60.000 Autos umspült wird („deshalb muss die Secession auch ständig neu geputzt werden“) weiß Herrmann, wovon er spricht. „Es ist absurd. Um die 50 Meter zur gegenüberliegenden Kunsthalle zurückzulegen, braucht man zehn Minuten und muss dabei drei Ampeln und Straßen überqueren“. „Eigentlich ist es schade, dass hinter dem Ganzen keine Vision erkennbar ist. Alles ist getrennt durch die Verkehrssituation.“


U-Bahnopfer Künstlerhaus

Künstlerhauspräsident Manfred Nehrer ist das rundum von allen anerkannte „Hauptopfer“ der Baustelle zur U-Bahn-Wendeanlage. Die Hoffnung, dass mit dem U-Bahn-Bau auch ein Anreiz für neue Überlegungen zum Problem Karlsplatz verbunden sein könnte, hat Nehrer im Kampf, die Baustelle überhaupt zu überleben, begraben.

Das Künstlerhaus hatte hoffnungsfroh einen Architektenwettbewerb zur Neugestaltung seines Umfelds ausgelobt, welchen das Team Jabornegg/Palffy mit einem ansprechenden Projekt gewonnen hat. Darin wurde auch eine Möglichkeit zur umwegfreien Platzüberquerung in Ost-West Richtung vorgestellt. „Ändern wird das alles nichts“, meint Nehrer in einer APA-Umfrage über die Karlsplatz-Situation nun resignierend.


Rainer vermisst Gesamtkonzept

Architekt und Stadtplaner Roland Rainer, den das Jahrhundertproblem und die Dauerbaustelle Karlsplatz jahrzehntelang beschäftigt hat, nennt als Ursache allen Unbehagens eine „Wiener Krankheit“: „Es gibt kein Gesamtkonzept, es wird immer nur über Details gestritten“. „Man muss wissen, was man in der Umgebung des Platzes für wichtig hält und man muss das Ganze vom Getreidemarkt und Wiental an bis zum Schwarzenbergplatz im Auge haben. Man kann das nicht in einzelne Stücke zerlegen“. Detailkonzepte, wie ein „Kleingarten“ um die Kunsthalle oder ein Wettbewerb nur für „ein kleines Streiferl beim Künstlerhaus“ hält er für nicht zielführend und nur für weitere Beiträge, um „das Ganze zu zerbröseln“.

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