Bauwerk

Wohnanlage Michael-Pacherstraße
Robert Wimmer - Salzburg (A) - 1999
Wohnanlage Michael-Pacherstraße, Foto: Robert Wimmer
Wohnanlage Michael-Pacherstraße, Foto: Robert Wimmer

Wohnbau Michael-Pacherstraße

5. Juni 2001 - Initiative Architektur
Die Wohnanlage Michael-Pacher-Straße befindet sich im Süden der Stadt Salzburg an der Alpenstraße. Entlang dieser in den 30er Jahren erbauten Ausfallstraße entstanden neben Gewerbegebäuden auch mehrere Wohnsiedlungen. Die neue Wohnanlage steht an der Ecke Michael-Pacher-Straße/Marx-Reichlich-Straße inmitten von 5-6 geschoßigen Wohnblöcken aus den 60er Jahren. Nicht weit entfernt im Westen befindet sich die von Wilhelm Holzbauer geplante Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg. Diese städtebauliche Situation war maßgebend für die Konzeption der neuen Wohnanlage. Den Architekten Wimmer/Zaic ist es nicht darum gegangen, ein Gebäude zu entwerfen, das sich in Form und Material vom unmittelbaren städtebaulichen Umfeld absetzt, sondern sie greifen die Bauweise der bestehenden Wohnblöcke auf. Die Baukörpergestalt erinnert an das Bauen in den 30er Jahren (Weißenhofsiedlung, Werkbundsiedlung).


Außenansicht

Das fünfgeschoßige Gebäude mit 48 Wohnungen von 55 bis 80 m² hat die Form eines langgestreckten Quaders. Im Erdgeschoß auf der Nordseite ist die Einrichtung eines Geschäftslokals vorgesehen. Die Ostseite der Anlage bildet eine geschlossene, glatte Fassade. Über die gesamte Länge durchlaufende Fensterbänder gliedern die Wandfläche horizontal in die einzelnen Geschoße. Die Fensterbänder unterstützen auch die horizontale Nord - Süd Ausrichtung des Baukörpers. Unterbrochen wird dieser regelmäßige Raster durch die sechs Eingänge im Erdgeschoß sowie durch die Form des oberen Gebäudeabschlusses.

Jeder der insgesamt sechs Eingänge ist als Wandnische ausgebildet, die durch einen Betonsockel vom Erdboden etwas abgehoben ist. Auf dieses erhöhte Eingangsniveau gelangt man über zwei Stufen oder über eine an der Wand verlaufende kurze Rampe für Rollstuhlfahrer. Die einzelnen Nischen stellen formale Akzente innerhalb der Fassadenstruktur dar. Sie unterbrechen das durchlaufende Fensterband der Erdgeschoßzone. Dazu kommt, daß die Nischenhöhe etwas über den oberen Fensterrand hinausragt, was zur Folge hat, daß keine durchlaufende Horizontallinie wie bei den darüberliegenden Geschoßen zustande kommen kann.

Eine gewisse Entsprechung findet diese Form am oberen Gebäudeabschluß. Das Fensterband der obersten Geschoßzone wird durch eine zahnschnittartige Struktur des Baukörpers unterbrochen. Diese Einschnitte, die in ihrer Breite den Eingangsnischen im Erdgeschoß entsprechen, sind als Dachterassen nutzbar. Insgesamt erzeugt die ostseitige Fassade durch ihren geschlossenen homogenen Charakter zur Straßenseite hin (Marx-Reichlich-Straße) Zurückhaltung und Anonymität. Am Erscheinungsbild der Fassade ist jedenfalls kaum ablesbar, wo dahinter die Trennwände der einzelnen Wohnungen verlaufen.

Ganz anders strukturiert ist die westseitige Fassade. Sie ist auf eine allgemein zugängliche Grünfläche hin ausgerichtet, unter der die Tiefgarage liegt. Im Gegensatz zur glatten Ostfassade kann die Westseite der Anlage als eine Aneinanderreihung von vertikalen Blöcken beschrieben werden. Breitere, zurückversetzte Blöcke wechseln sich mit schmäleren, vorspringenden Blöcken ab. Zusammengefaßt und verklammert werden diese Elemente durch drei, die gesamte Länge der Westfassade durchlaufende und um die südseitige Gebäudekante weitergeführte Balkone mit einem schlanken Stahlgeländer.
Im Gegensatz zu den bestehenden Bauten ist die neue Wohnanlage farblich „klassisch“ weiß gehalten. Auch die farbliche Gestaltung der Balkone beschränkt sich auf die Farben der verwendeten Materialien.


Innenraumkonzept

Die einzelnen Wohnungen werden durch das Zweispännerprinzip erschlossen. Die Stiegenhausschächte verlaufen durch die Gebäudemitte. Die Räume sind rund um diesen Erschließungsbereich angeordnet. Eine Ausnahme bildet der Zugang zu den nordseitig gelegenen Wohneinheiten. Hier ist der Stiegenhausbereich mit Treppe und Lift zur Fassadenseite hin verlagert und erhält dadurch Tageslicht.

Das dritte und vierte Obergeschoß sind zu Maisonetten ausgebildet. Durch die zahnschnittartige Ausformung des Baukörpers über dem dritten Obergeschoß erhalten gerade diese Maisonetten zusätzlich zu den Balkonen überdurchschnittlich viel Freifläche in Form von Dachterrassen. Dies gilt besonders für die Wohneinheit im vierten Obergeschoß an der Südseite.

Im Bereich der Balkonnischen auf der Westseite der Anlage treten die Wohnungsmieter ohne Zweifel in engsten Kontakt zueinander, denn jeweils zwei Mietparteien teilen sich eine Balkonnische. Die Teilung erfolgt durch eine dünne gläserne Trennwand.

Das Untergeschoß ist mit Kellerräumlichkeiten und einer Tiefgarage ausgestattet. Im Kellerbereich stehen Kellerabteile, Fahrradräume und Waschküchen zur Verfügung. (Text: Alois Feldner)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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