Bauwerk

Studio Weil
Studio Daniel Libeskind - Port d'Andratx (E) - 2003

Atelier als Mikrokosmos

Libeskinds Atelier für Barbara Weil auf Mallorca

5. Januar 2001 - Hubertus Adam
Der Bautypus des Künstlerhauses entstand im ausgehenden 20. Jahrhundert und fand in den pompösen Atelierpalästen von Makart oder Stuck seinen Höhepunkt. Auch wenn die Bauhaus-Meisterhäuser, die Gropius für sich und seine Kollegen in Dessau errichtete, oder Le Corbusiers Bau für Amadée Ozenfant vom Geist der Sachlichkeit geprägt sind, blieb das Atelier ein Ort, an dem Privatheit und Öffentlichkeit, Produktion und Rezeption aufeinander treffen. Ein bemerkenswertes Konzept für ein zeitgenössisches Künstlerhaus stellt Daniel Libeskind derzeit in der Berliner Galerie Aedes West vor. Im Auftrag der Amerikanerin Barbara Weil entsteht ein Atelier- und Galeriegebäude in Port d'Andratx auf Mallorca, für das im vergangenen Jahr der Grundstein gelegt wurde. Wie kaum anders zu erwarten, handelt es sich nicht um einen funktionalen Werkstattbau in Form eines white cube, sondern um eine expressive zweigeschossige Bauskulptur, die auf dem Projekt von Libeskinds «virtual house» (1997) basiert. Doch der zylindrische Turm, dessen Schichtung an einen Plattenspeicher erinnert, ist nun zum Fragment geworden. «Mnemonic Cartwheels» nennt der Architekt sein jetziges Konzept für ein Atelier als Mikrokosmos und bezieht sich damit auf den 1232 in Palma geborenen Ramon Llull (d. i. Raimundus Lullus), der ein System konzentrischer Kreise zur Erklärung der Welt verwendet hatte. Wie eine gebogene Schildmauer, in die eine grosse Höhlung gebrochen wurde, wirkt der Galeriebau, der sich über einem niedrigen Sockel erhebt. Anhand von Modellen und Zeichnungen dokumentiert die Ausstellung die Entwurfsstadien; zu sehen sind ausserdem einige der bunt gespritzten Fiberglasreliefs und -plastiken von Barbara Weil.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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