Bauwerk

Solarhaus Schantl
Heinz Wondra - Graz (A) - 1998
Solarhaus Schantl, Foto: Peter Eder
Solarhaus Schantl, Foto: Peter Eder
14. September 2003 - Az W
In einem beliebten Wohnviertel über Graz liegt das Einfamilienhaus. Der raue, unbehandelte Sichtbetonkörper mit zwei sparsamen Öffnungen, ein sperriger Eintritt durch eine schwer wirkende Eisentüre und ein schmaler Glasschlitz, der die Tiefe des Gebäudes nur erahnen lässt, spiegeln den Wunsch des Bauherren nach Privatheit wider. Die Geländeumformung ist minimal, der Bauplatz ist durch die Stellung des Gebäudes wenig entstellt, der Anteil an Natur blieb dadurch verhältnismässig gross, der Grundwasserstrom bleibt ungestört, Bodenversiegelungen wurde weitestgehend vermieden und alle Bäume blieben erhalten.

Durch den sinnvollen Einsatz der Baumaterialien wie Beton, Holz und Glas im Zusammenwirken mit der Bauform und der Organisation der Wohnfunktionen wird den Bewohnern ein sehr naturnahes Wohnen in der Grosstadt geboten. Simple Tech und passive Nutzung von Solarenergie anstelle von komplexen und kostenintensiven technischen Ausstattungen sind Entwurfsprinzip. Es werden nur die allgemein bekannten physikalischen Eigenschaften des Sonnenlichtes genutzt und intelligent umgesetzt. Sonnenenergie wird durch einen Klimapuffer in Warmluft umgewandelt und im Beton gespeichert. An Stelle aufwendiger technischer Anlagen tritt die Steuerung durch die Bewohner. Durch öffnen und schließen von Fenstertüren und / oder Oberlichten wird die Raumtemperatur manuell reguliert.

Alle Wohnräume und Gästezimmer befinden sich auf einer Ebene, mit Ausnahme des Kinderzimmers. Vom Eingang im Osten aus überblickt man das Geschoß in seiner ganzen Längsausdehnung und glaubt, sich in einem Ein-Raum-Haus zu befinden, weil die Abtrennung der Schlafräume nur durch Möbelwände erfolgt, die nicht raumhoch sind. Die Nordwand ist hermetisch geschlossen und gibt doch ein sehr bewegtes Bild, im Zusammenspiel von Sonnenlicht und Schatten auf der verleimten Mehrschichtplatte, die über dem Sichtbetonsockel die fertige Oberfläche bildet. Licht kommt von oben durch ein Glasband im Dach, das den Abgang ins tiefer gelegene Geschoß begleitet und von Süden über raumhohe Türelemente im Rasterabstand. Sie führen auf einen Umgang, der allen Räumen an der Südseite vorgelagert ist. Er ist in mehrfacher Weise schützende Schicht. Die simple Stahlkonstruktion mit Lärchenbohlen kann durch abwechselnd feststehende und verschiebbare Einfachscheiben, die bis unter die Kante des Dachvorsprungs reichen, geschlossen werden.

Dieses Haus ist ein Beispiel einer guten Beziehung zwischen einem Architekten, der Wünsche selbstbewusst umsetzt und einem Bauherrn, der dem Fachmann uneingeschränktes Vertrauen entgegenbringt. Dem Wunsch des Bauherrn nach einem transparenten grosszügigen Haus ohne unnötigen Aufwand ist Wondra vollends nachgekommen. (14.05.2001)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

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