Bauwerk

Karikaturmuseum
Rudolf F. Weber, Gustav Peichl - Krems an der Donau (A) - 2001
Karikaturmuseum, Foto: Fotostudio Höfinger
Karikaturmuseum, Foto: Fotostudio Höfinger
14. September 2003 - ORTE
Das Schwierigste dürfte wohl gewesen sein, das mit spitzem Stift skizzierte Museumsprojekt des Gustav Peichl in die Dreidimensionalität zu transformieren, ohne dass sein pointierter Ausdruck verloren ging. Aber das hat geklappt. Und die „Kremser Kunstmeile“ ist um einen kleinen, feinen Bau reicher.

Das Haus – schräg gegenüber der Kunsthalle Krems – ist schlicht und elegant. Nur die „Narrenkappe“, das Dach, das Gustav Peichl dafür entwickelt hat, fällt aus dem Rahmen. Das asymmetrische Faltwerk ist der Kick, der alles ein wenig aus der Alltäglichkeit verrückt, der signalisiert: Drinnen geht es um einen besonderen Inhalt.

Zur Straße hin – ein schlichtes Glasband als Schaufenster und Werbeträger zugleich. Darüber – typisch Peichl – zeigt das zweigeschossige Gebäude ein Gesicht: leuchtende Augen und eine rote Nase, fehlt gerade noch eine herausgestreckte Zunge, aber die hat der Architekt wohlweislich weggelassen. Verschmitzt ist der Ausdruck des Hauses trotzdem, sogar ein wenig spöttisch. Aber das steht einem Karikaturmuseum durchaus zu.

Wie gesagt, das Haus ist nicht groß. Aber die Eingangshalle mit dem geschwungenen, von oben belichteten Treppenhaus hat dann doch jene Großzügigkeit, von der man sich gern verlocken lässt. Rechterhand die Kassa und ein Museumsshop, dahinter der Saal für Wechselausstellungen. Links die Garderoben, anschließend, räumlich angenehm intim, das Gustav-Peichl-Kabinett. Das Obergeschoss ist im Wesentlichen der Welt des Manfred Deix vorbehalten, abgesehen von einem Büro und der Bibliothek. Unten darunter gibt es dann noch eine Serviceebene mit Haustechnik, Lager und Werkstätte.

Peichl hat im Umgang mit Ausstellungsräumen – siehe Bundeskunsthalle Bonn und Städel-Museum in Frankfurt – Erfahrung. Und das spürt man in diesem Bau. Seine Räume sind ruhig und bieten genau das, was man für ein Karikaturmuseum unabdingbar braucht: Hängeflächen. Und es bietet atmosphärisch etwas, das die Museumsfachleute bei den jüngsten Wiener Museumsbauten sehr zu unrecht vernachlässigt haben: Immer wieder höchst angenehme Tageslichtsituationen. Die teilweise verglaste Faltdachkonstruktion leistet da wirklich etwas. Signifikanz allein wäre Formalismus. Eine prägnante Form für eine Funktion – die Belichtung – bedeutet Mehrwert. Und das Publikum hat diesen Mehrwert offensichtlich erkannt: Der Besucherstrom ist verblüffend.

(Liesbeth Waechter-Böhm)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

Ansprechpartner:in für diese Seite: Heidrun Schlöglbaudatenbank[at]orte-noe.at