Bauwerk

´wohnen im heu´
Martin Scharfetter - Lans (A) - 2004
´wohnen im heu´, Foto: Günter Richard Wett
´wohnen im heu´, Foto: Günter Richard Wett

„Wohnen im Heu“

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2006

17. November 2006 - aut. architektur und tirol
Das Haus in Lans ist ausgeglichen und reif, selbst dort wo es sich mit schwierigen Problemstellungen auseinander setzt, die leicht in Kitsch hätten abgleiten können. Die Stimmung im Haus bewegt sich zwischen Internationalismus und traditioneller Häuslichkeit. Die Familie des Bauherrn besitzt seit Generationen ein Bauernhaus am Lanser See; er selbst wohnt aber fast das ganze Jahr über in China. Aus diesem Grunde wünschte er sich die Umwandlung und Anpassung des alten Stall- und Tennengebäudes an den Lebensstil, der von seiner zweiten Heimat und von Ostasien im Allgemeinen beeinflusst ist, um auch hier diese Atmosphäre einatmen zu können.

Scharfetter gelang es, asiatische, traditionelle, heimatlich-österreichische und moderne Elemente auf subtile und überzeugende Weise miteinander zu verschmelzen. Dabei standen ihm die Materialien selbst zur Seite, deren Qualitäten einander ergänzen. Das alte, dunkle Holz der Tenne harmonisiert auf natürliche Weise mit dem Holz, Stein und den Tatami-Matten, die den asiatischen Einfluss signalisieren, während die roten Dachschindeln in allen Kulturen beheimatet sind. Die Abnutzungserscheinungen und Materialfehler des alten Gebäudes erinnern dabei an die Art und Weise, wie in der traditionellen japanischen Architektur bewusst unregelmäßige Elemente eingesetzt werden. Scharfetter spielt indes diesen Ansatz nicht einfach auf simple Weise aus: Er entwarf sorgsam eine Schichtung der alten und neuen Materialitäten, die niemals auf der gleichen Ebene, sondern stets vor- oder hintereinander versetzt erscheinen. In diesem Sinne wurde ein asiatisches Interieur in den österreichischen Stall hineingebaut und dringt gelegentlich nach außen; so in dem partiell verglasten Würfel, der ein japanisches Esszimmer enthält und an der Seite des Gebäudes hervor scheint. Indem sich die Architektur von innen nach außen öffnet, schafft diese Schichtung eine Reihe von seitlichen Abschirmungen, die dem herrlichen Blick über das Tal und auf den See eine zusätzliche Tiefendimension hinzufügen. Am schönsten ist aber die Selbstverständlichkeit mit der alles realisiert wurde. (Jurytext aus: Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2006; Valentin Bearth, Michael Hofstätter, Bart Lootsma)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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