Bauwerk

Kultur- und Geschäftshaus Schoppernau
Matthias Hein - Schoppernau (A) - 2003
Kultur- und Geschäftshaus Schoppernau, Foto: Robert Fessler
Kultur- und Geschäftshaus Schoppernau, Foto: Robert Fessler
16. Januar 2004 - Az W
Die Zusammenführung unterschiedlichster Funktionen „unter ein Dach“ ist bei diesem in die vorhandenen Dorfstruktur gebetteten Neubau nicht nur mit Verdichtung, sondern auch mit der Klärung öffentlichen Raums verbunden. Das Projekt, das in seiner Gesamtheit zwei neue Baukörper vorsieht, ist 2001 aus einem offenen Wettbewerb (mit 28 Einreichungen) siegreich hervorgegangen. Der erste Bauabschnitt mit dem Kultur- und Geschäftshaus wurde im Oktober 2003 fertiggestellt, 2004 folgen nun die Realisierung des Feuerwehr- und Bergrettungshauses sowie der Umbau des Saalfoyers eines bereits bestehenden Gemeindehauses. Die Ensemblewirkung dieser drei Bauteile ist wichtig – als Fassung eines kleinen geschützten, dennoch durchlässigen Dorfplatzes steht keines der Gebäude bezugslos für sich.

Die Durchlässigkeit des Kultur- und Geschäftshauses wird in der Erdgeschosszone an den Längsfronten durch raumhohe Verglasungen und einen geschliffenen, scheinbar durch das Gebäude durchlaufenden Asphaltboden verstärkt. Die Sicht auf den dahinter liegenden Platz (und später auf die Fassade des Feuerwehrhauses) bleibt unverbaut. Die unterschiedlichen Funktionen von Bankfiliale, Tourismusbüro und Friseur sind schichtartig nebeneinander gesetzt, die Erschließung für das in seiner Nutzung „konzentriertere“ Obergeschoss durchläuft exakt die Mitte. Die von der Strasse abgewandten Räume für die Dorfmusik und die Bücherei orientieren sich in Richtung der grossen Grünflächen im Süden. Die hinterleuchtete Informationswand des Franz Michael Felder Museums (der Schriftsteller, Volksbilder und Sozialreformer -- 1839 in Schoppernau geboren – hat u.a. ein Dialektwörterbuch, das „Bregenzer Idiotikon“ verfasst) erstreckt sich über die ganze Länge des Baukörpers und steht durch zwei raumhohe Fenster in den Giebelwänden visuell mit den realen Bildern des Dorfes in Beziehung.

Sowohl in der Aussenverkleidung (horiziontal verlaufendende Rhombusschalung) als auch im Innenausbau haben die Architekten mit unbehandelter, sorgfältig verarbeiteter heimischer Weißtanne gearbeitet, ein sägerauer Dielenboden verleiht den Kulturräumen des Obergeschosses einen Charakter fühlbarer Intimität. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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