Bauwerk

MPREIS Hauptbahnhof
Rainer Köberl, Michael Steinlechner - Innsbruck (A) - 2004
MPREIS Hauptbahnhof, Foto: Lukas Schaller

Warentheater in der Höhle

Eine glitzernde Höhle, die voll gefüllt ist mit Waren des täglichen Gebrauchs, ist der neue MPreis am Innsbrucker Hauptbahnhof.

Dass Rainer Köberl, der Architekt des 32. MPreis, schwierige Bauplätze und schwarze Höhlen mag, weiß man. Der für den Supermarkt im Innsbrucker Hauptbahnhof vorgesehene Raum war aber selbst für ihn eine Herausforderung der ganz besonderen Art. Und er hat sie angenommen: Er verwandelte die ursprünglich fensterlose, 60 Meter lange und 3,10 Meter hohe Schachtel in ein opulentes „Warentheater“, in dem durch ein raffiniertes Lichtkonzept Lebensmittel zu Diven werden.

In der Dramatik gesteigert wird dieser Effekt durch die Decke aus schwarzem Glas, das die Materie zu marginalisieren scheint, den Raum virtuell ins Unendliche öffnet. Als Gegenpol zur elegant spiegelnden schwarzen Decke wählte Rainer Köberl für den Bodenbelag weinrotes Kunstharz. Die Vertikale wird durch schlanke weiße Säulen gegliedert, während die nur an einer Stelle durch ein Fenster zur Garage aufgebrochenen Außenwände mit heimeligem Birkensperrholz verkleidet sind.

Als Ort zum Verweilen hat Rainer Köberl den vorderen Cafe-Bereich mit der längsten Bar Innsbrucks ausgestattet. Mit der Figur von „La gitane“ an der Wand setzt der Architekt hier nicht nur seiner Lieblingszigarette ein sentimentales Denkmal, sondern er glaubt, dass die Metapher der Zigeunerin auch die ideale Referenz an den Spielort, den Bahnhof, ist. (Text: Edith Schlocker, Tiroler Tageszeitung 05. 02. 2004)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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