Bauwerk

Adambräu – Umbau Sudhaus
Rainer Köberl, Giner + Wucherer - Innsbruck (A) - 2004

Ein Brauhaus wird zum Schauarchiv

27. Mai 2004 - Friedrich Achleitner
Die architektonische Szene hat sich in Tirol in den letzten zehn Jahren radikal verändert, nicht zuletzt durch die intelligente und hartnäckige Arbeit des Architekturforums Tirol: Ausstellungen, Vorträge, Publikationen, Führungen zu Baustellen und beispielhaften Bauten, Betreuung von Gästen und ständige Präsenz in Sachen Architektur.

Nicht nur durch die „Bergisel-Schanze“ von Zaha Hadid hat Innsbruck ein neues Wahrzeichen bekommen. Mit der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Sowi der Architekten Henke und Schreieck wurde ein neuer vitaler Stadtraum geschaffen, der Bahnhof mausert sich zum attraktiven Entree in die Stadt.

Banken, Buchläden, Rathaus, Stadthäuser, Wohnanlagen, ja eine Krankenhauserweiterung und ein Umspannwerk der Stadtwerke zeigen Profil und reden im baukulturellen Angebot der Stadt mit.

Nicht anders auf dem Land: Hier wird die MPreis-Kette schon mehr mit Architekturpreisen als mit Lebensmitteln assoziiert. Es gibt Sport- und Ortszentren, Hotels und Kindergärten, die die Quälereien mit dem regionalen Baukitsch vergessen machen.

Sogar dem größten Tiroler Architekten des 20. Jahrhunderts, Lois Welzenbacher, wird im letzten Moment der verdiente Respekt erwiesen: Das Parkhotel in Hall in Tirol (ehemals Turmhotel Seeber) ist nicht nur vorbildlich revitalisiert, sondern hat mit respektvoller formaler Distanz einen kontrapunktischen Zwilling bekommen.

Architekturspeicher

Die interessanteste Baustelle ist in diesem Zusammenhang der Umbau eines weiteren Welzenbacher-Baus, das Sudhaus vom ehemaligen Adambräu in der Nähe des Bahnhofs.

Welzenbacher hatte eigentlich nur für den markanten technischen Turmbau eine visuell prägnante Hülle geschaffen, die sich im Stadtraum auf einem hohen architektonischen Niveau behauptet.

Der obere Teil des Baus war der Speicherung (Silos für Weizen, Malz etc.) und der Beförderung vorbehalten, während sich im unteren das Sudhaus mit riesigen Kupferkesseln befand. Hier wurde großzügig Einblick in den Brauprozess gewährt - saubere Produktion als Werbung.

Die Adaptierung des Gebäudes als Archiv der Architekturfakultät Innsbruck und als Sitz des Architekturforums Tirol transformiert den Baugedanken in einer eindrucksvollen Weise: In den oberen Teil des Baus kommt das Archiv, also die Sammlung des architektonischen Wissens (die Silos mutieren tatsächlich zu Archivräumen), im unteren Teil - in einer offenen, großzügigen, in versetzten Ebenen organisierten Raumgruppe - geschieht dessen Vermittlung und Ankoppelung an das Kulturleben der Stadt.

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