Bauwerk

Sage Music Centre
Foster and Partners - Gateshead (GB) - 2004
Sage Music Centre, Foto: Nigel Young / Foster + Partners
Sage Music Centre, Foto: Nigel Young / Foster + Partners

Pop und Klassik

Norman Fosters Sage Music Centre in Gateshead

19. Januar 2005 - Jörn Ebner
In fünf Wellen wölbt sich am Ufer des Tyne die Aussenhaut des Sage Music Centre. Dieser jüngst in der nordenglischen Stadt Gateshead eröffnete Kulturpalast umfasst zwei durch ein grosses Foyer erschlossene Musiksäle. Ausserdem finden sich Übungs-, Aufnahme- und Unterrichtsräume im Untergeschoss. Der von Norman Foster entworfene Gebäudekomplex wird von einer Hülle aus Stahl und Glas umschlossen, deren Form einem Kokon gleicht und den Schwingungen der nahe gelegenen Tyne-Brücken antwortet. Aber das auffällige architektonische Erscheinungsbild des Sage Music Centre ist nicht Selbstzweck. Es will in seiner Zeichenhaftigkeit auch Ausdruck einer regen regionalen Kulturpolitik sein.

Im Nordosten Englands versucht man nämlich seit einiger Zeit, den einstigen Mangel an staatlicher Kulturförderung auszugleichen. So bemühen sich die Städte Newcastle und Gateshead seit zehn Jahren um «Kultur der Weltklasse». Dieser sehen sie sich mit der Baltic-Kunsthalle und nun auch mit dem Sage Music Centre näher, soll doch das Sage den besten Häusern Europas in nichts nachstehen. Foster und die Ingenieure von Ove Arup orientierten sich nämlich bei der Einrichtung der beiden Konzertsäle (mit 1700 und 400 Plätzen) am Wiener Musikverein und am Amsterdamer Concertgebouw. Die Akustik wurde derart konzipiert, dass sowohl klassische Musik als auch Jazz und Pop gespielt werden können. Dazu entwarfen Foster und Arup im rechteckigen Hauptsaal eine verstellbare Decke, die den jeweiligen Anforderungen entsprechend in einer Höhe zwischen 10 und 21 Metern positioniert werden kann. Hinzu kommen in beiden Sälen räumlich flexible Bühnen sowie eine helle Holzverkleidung aus Birke und Esche, die im zehneckigen Nebensaal der intimen Atmosphäre wegen rot gebeizt ist. Übungssaal und Seminarbereich haben Fenster mit Blick auf den Tyne und das gegenüberliegende Ufer. Zudem sind alle Räume für analoge und digitale Ton- und Videoaufnahmen miteinander vernetzt.

Das Zusammengehen von Pop- und Hochkultur, das von der Stadt als Besitzerin des Hauses gewünscht worden war, zeigte sich schon, als die ersten Konzepte für das Sage entworfen wurden. Bereits vor 15 Jahren taten sich nämlich die Northern Sinfonia und die Folkworks zusammen, um für das Musikzentrum zu werben. Im Jahre 2000 gründeten sie den North Music Trust und warten nun mit einem umfangreichen Programm auf: Das Orchester unter Leitung von Thomas Zehetmair spielt Ligeti und Mozart; und im Februar wird Nick Cave solo auftreten.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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