Bauwerk

Jakobskapelle
Tomas Hoke, Armin Guerino - Bad Kleinkirchheim (A) - 2003
Jakobskapelle, Foto: Jörg Burger
Jakobskapelle, Foto: Jörg Burger
Jakobskapelle, Foto: Armin Guerino
31. März 2005 - Az W
Armin Guerino, bildender Künstler und Tomas Hoke, Metallbildhauer, haben mit der Jakobskapelle von Bad Kleinkirchheim ein raumplastisches Konzept mit skulpturalem Anspruch realisiert. Ihr architektonischer Entwurf und künstlerisches Gesamtkonzept greift für den Typus einer Verabschiedungskapelle eine ungewohnte Raumpräzisierung auf. Mit der architektonischen Durchführungsplanung brachte Architekt Edmund Hoke die Kapelle zur Baureife. Guerino und Hoke blicken auf eine Reihe von Arbeiten im Sakralbau zurück, wie u.a. die Totenkapelle St. Michael ob der Gurk, die Auferstehungskapelle in Sexten oder das Portal und der Altarraum im Gurker Dom zeigen.

Die Jakobskapelle wurde am Ostrand des Friedhofs der Barockkirche St. Ulrich auf den bereits bestehenden Fundamenten der Friedhofsmauer gebaut. Eine unstrukturierte Treppenanlage wurde entfernt und das terrassierte Niveau für das zweigeschossige Bauvolumen neu geordnet. Vom Eingang des Friedhofs führt eine Achse entlang des Kirchenbaus direkt in das Zentrum der Kapelle. Der Weg in den Innenraum öffnet sich über das zweiflügelige Portal von Tomas Hoke. Im Gegensatz zur Außenfläche aus nachtblau gefärbten und geschliffenem Edelstahl mit elf eingearbeiteten Tränen, korrespondiert die Innenfläche mit seinem hellen und reflektierenden Schliff mit der Größe des Durchbruchs in den Kubus.

Das Bauvolumen weist eine markante architektonische Gliederung auf, sichtbar im Materialwechsel von Holz zu Sichtbeton zu Glas. Die Dreiteilung beginnt mit dem Versammlungsraum, einem Holzriegelbau in Schiffform. Sowohl für die Haut des Innenraums als auch für die Bekleidung des parabelförmigen Außenbaus wurden sägerauhe Eichenriemen eingesetzt. Die "schwebende” Sitzbank nutzt die konisch nach oben verlaufende Form der Wand als Rückenlehne. Liturgische und Bestattungsgerätschaften, wie Altartisch, Weihwasserschale, Kruzifix, und Kandelaber, sowie Bahre und Kranzständer wurden von Tomas Hoke geschaffen. Der "Bauch des Schiffes” ist geschlossen, ein Ort der Ruhe und Konzentration. Er stößt an den monolithen Torbau aus gefärbtem Stahlbeton, der mit seinem umlaufenden Lichtband den Bruch zwischen dem organischen Holzbau und dem kristallinen Glasbau markiert. Die Sichtbetonwand mit ihrem warmen Eisenoxydrotton dient als Untergrund für das Bildprogramm des Malers Armin Guerino. Zwei Überthemen stehen im Zentrum: die Jakobsleiter mit ihrem virtuellen Begleiter - dem Schatten, eine Interpretation des Malers und die Labyrinthverdoppelung als Träger der Metamorphose des menschlichen Seins.

Der Durchbruch in der großen Wand führt in das räumliche Zentrum des Baus, einen kristallinen Kubus, dem Ort der Aufbahrung an exponierter Stelle. Der 2,40 x 2,40 m große Glaskubus, eine Übertragung des Himmlischen Jerusalem, der Stadt mit gleichen Maßen, kragt als ein sich selbst tragender Körper in den Außenraum. Er setzt sich aus 600 geschichteten Glasstreifen in der Länge von 2,4 m, der Stärke von 12 mm, sowie einer Breite von 6cm zusammen. In seiner Gesamtheit gibt er den Eindruck eines strahlenden Kristalls wider. Die Künstler legen mit diesem Kubus einen neuen Raumtypus fest, der in seiner liquiden Materialität den Toten in ein helles Licht rückt. (Gekürzter Text: Gabriele Ruff)




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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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