Bauwerk

Unter Sternen liegen
Volker Miklautz - Axams (A) - 2003
Unter Sternen liegen, Foto: Alexandra Eizinger
Unter Sternen liegen, Foto: Alexandra Eizinger
29. April 2005 - Az W
Am hochgradig geneigten Südhang (70°) treppt sich, streckt sich das Ungewohnte ins Terrain, weicht die Bebauung von der Normalen ab und lässt damit alles Genormte, Konforme des Wohnens hinter sich. Von der Steilheit des Baugrunds inspiriert, eröffnet das Haus ungeahnte Perspektiven im kühnen Geländegang, birgt und exponiert es Durchblick und Raum. Alle erdberührten Teile des Gebäudes sind aus wasserundurchlässigem Stahlbeton gefertigt, die oberirdischen Fassaden wurden in eine unregelmäßige Stahlrahmenkonstruktion aufgelöst, deren geschossweisen oberen bzw. unteren Abschluss I-Träger bilden, in denen die Fertigteildecken (Hohldielen) eingeschoben wurden. Dem unterschiedlichen Kräfteverlauf entsprechend sind die seitlichen Stahlstäbe unterschiedlich dimensioniert und so schlank, dass der gewünschte Gesamteindruck „von weit auskragenden, frei schwebenden, schweren Platten“ (Volker Miklautz) nicht gemindert wird. Diese Ambivalenz von Schweben und Lasten ermöglicht auch räumlich den Ausgleich zwischen geborgenen und ausgesetzten Bereichen, die Balance zwischen Enklave und Tableau.

Das Haus, in dem es nicht nur Treppen, sondern auch einen Lift gibt, wird vom tiefsten Punkt, also von unten nach oben erschlossen. Dazu der Architekt: “Grundsätzlich wird das Haus mit dem Auto betreten. Die Eingangstür ist das Garagentor, die Garage ist Garderobe für Autos. Man landet mit dem Auto neben einem artifiziellen Teich, dessen Wasser ein blau schimmerndes Licht spendet und dem Raum ein besonderes Milieu verleiht. Die Treppe in den Wohnbereich liegt über diesem Teich. Sie wandert entlang der Westfassade bis ins 3.OG und wendelt sich dort um 90° hin zur Mitte. Konzept der Erschließung ist, mit dem Hang nach oben zu klettern und diesen auch im Innenraum zu spüren.” An der Ostseite des Gebäudes verläuft eine Außentreppe, die ebenfalls an einem Teich im ersten Obergeschoss ankommt, das als Büro genutzt wird. Das Herzstück der Hauskaskade ist das 2. OG, wo ein 60 m² großer Wohnraum nahtlos in eine 80 m² große, südlich auskragende und westlich ausgreifende Terrasse übergeht. Analog zur Erschließungsrichtung von unten nach oben steigert sich die Intimität des Hauses mit zunehmender Höhe und Schönheit des Ausblicks. Das Dach über dem Schlafgeschoss ist zur Hälfte begehbar und „verwächst“ mit dem Garten. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Martin Müller

Tragwerksplanung