Bauwerk

Elbphilharmonie Hamburg
Herzog & de Meuron - Hamburg (D) - 2016
Elbphilharmonie Hamburg, Foto: Iwan Baan
Elbphilharmonie Hamburg, Foto: Iwan Baan

Elbphilharmonie - Das Konzerthaus

17. Februar 2017 - newroom
Die Grundidee eines Konzertsaals, in dem sich das Orchester inmitten des Publikums befindet, ist eine bekannte Typologie. Architektur und die Anordnung der Ränge leiten sich aus der Logik akustischer und visueller Wahrnehmung ab. In der Elbphilharmonie wird dieses Prinzip weitergeführt: Die Ränge reichen hoch in den Gesamtraum hinein und bilden mit Wand und Decke eine räumliche Einheit. Dieser neue Raum wird primär von den 2100 Zuschauer:innen und MusikerInnenn bestimmt. Die aufragende Geste des Großen Saals ist die formgebende statische Struktur für den gesamten Baukörper und zeichnet sich in der Silhouette des Gebäudes ab. Die Elbphilharmonie wird zur weithin sichtbaren Landmarke.

Von der Plaza der Elbphilharmonie gelangen Konzertbesucher:innen in die Foyers des Großen und Kleinen Saals. Die über viele Etagen reichenden Treppenanlagen des Großen Saals spiegeln das architektonische Konzept des Hauses wider: Vielschichtig sind sie um den Konzertsaal angelegt. Es ergeben sich beeindruckende Lichteffekte, Ein-, Aus- und Durchblicke in alle Ebenen, Innen wie über die Stadt, die Elbe, den Hafen.

Das Herzstück der Elbphilharmonie ist der Große Saal in 50 Metern Höhe. Dem Konzept der Weinberg-Architektur folgend, befindet sich das Orchester in der Mitte des Saales, die Ränge sind ineinander verwoben und bilden einen steilen Zuschauerkessel, der allseitig hervorragende Sicht- und Hörverhältnisse bietet. Niemand ist weiter als 30 Meter vom Dirigenten entfernt. Beeindruckend ist auch der Reflektor an der Saaldecke.

Das akustische Konzept wurde vom berühmten Akustiker Yasuhisa Toyota entwickelt und anhand eines detailgetreuen Saalmodells im Maßstab 1:10 messtechnisch überprüft. Es wurde eine besondere Wand- und Deckenstruktur entwickelt. 10.000 millimetergenau, basierend auf 3-D Berechnungen individuell gefräste Gipsfaserplatten streuen den Schall gezielt in den Raum. Die computergesteuert geschnittene, sandgraue Oberfläche wirkt handwerklich geschnitzt, sie besteht aus circa einer Million jeweils optimal auf die Raumgeometrie angepassten Zellen.

Auch die Orgel fügt sich in die ausgeprägte Architektur des Großen Saals ein. Sie ist in die Sitzreihen über drei Etagen integriert. Eine spezielle Schutzschicht auf den Orgelpfeifen erlaubt das Anfassen.

Aus Schallschutzgründen (Schiffsverkehr) ruht der 12.500 Tonnen schwere Saal mit seiner äußeren Schale auf 362 Federpaketen und ist damit vom restlichen Gebäude entkoppelt. Das gilt auch für den Kleinen Saal der ebenfalls im gläsernen Neubau liegt. In diesem intimeren Raum sorgt eine elegant gefräste Holzverkleidung für den perfekten Klang. Ausgerichtet für 550 Besucher, gibt es hier Kammermusik-, Lieder- und Soloabende, flexible Bestuhlung ermöglicht viele weitere Nutzungen. Im Inneren des ehemaligen Kaispeicher befinden sich noch die »Kaistudios«, der Musikvermittlungsbereich der Elbphilharmonie und Aufführungsort für zeitgenössische und experimentelle Musik. (Text: Architekten, bearbeitet von Martina Pfeifer Steiner)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: newroom

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at