Bauwerk

Arena Veranstaltungshalle
RATAPLAN - Wien (A) - 2004
Arena Veranstaltungshalle, Foto: Markus Tomaselli
Arena Veranstaltungshalle, Foto: Peter Bittermann
14. Mai 2005 - Az W
Für die Diskrepanzen/Allianzen zwischen Alt und Neu ist die „Arena“ im ehemaligen Inlandschlachthof St. Marx insofern ein besonderes Beispiel, als über der historischen Schicht der Industriearchitektur (die Backstein-Hallen wurden 1908/09 von Max Fiebinger errichtet) inzwischen eine zweite, informellere Schicht der gegenkulturellen Nutzung liegt, die für die aktuelle architektonische Auseinandersetzung von zentraler Bedeutung ist. Im Gegensatz etwa zu den im Wohnbau erstickten Gasometern steht die nicht primär kapitalgesteuerte Aneignung von Brachen durch die Subkultur (WUK, Flex, Fluc etc.) mit der Substanz im „Einklang“, da diese in ihrem jeweiligen (meist verkommenen) Zustand angenommen und zwangsläufig meist auch so belassen wird. Ein legenderes Beipiel für die aktive Inbesitznahme von städtischen Raumreserven durch Gegenkultur ist die Besetzung des ehemaligen Auslandschlachthofes St. Marx im Sommer 1976, die nach einem standhaften Sommer mit der Räumung und dem Abriss der Hallen endete. 1977 übersiedelte der Verein „Forum Wien Arena“ in den von der Gemeinde Wien als Ersatz zur Verfügung gestellten benachbarten Inlandschlachthof, der nun seit bald 30 Jahren kontinuierlich bespielt wird. Bauliche Nachbesserungen erfolgten immer im Selbstbau, sodass die „subversive Patina“ sich mehrte und nie dem glatten Anstrich wich.

Diese Methode des punktuellen Ausbesserns und Adaptierens machte sich auch die Architektengruppe RATAPLAN zu eigen, die seit 1996 periodisch an der Arena strukturell wirkungsvolle, visuell zurückhaltende Umbaumaßnahmen (Absenken der Open-Air-Bühne, Errichtung von Schallschutzwänden, zusätzlicher Notausgang, Sanierung der LKW-Durchfahrt, Einbau von WC-Anlagen) durchführt, ohne den Charakter des Kulturzentrums zu zerstören. Auch der bisher größte Eingriff – eine „Spange“ zwischen großer Halle und Open Air Bereich – fügt sich in seiner ungeschönten Materialität (Stahl, Glas und Sichtbeton) selbstverständlich ins Sichtziegel-Gefüge. Durch Verlagerung der Bühne in den bestehenden Zubau konnte die Kapazität der Großen Halle von 450 auf ca. 800 Plätze vergrößert werden, zugleich konnte die Wegführung (Publikum, Akteure, Anlieferung) und die Einlass- wie „Verweil“-Bedingungen (Einbau eines geschwungenen Foyers unter der Tribüne, Beisl und Bar) entscheidend verbessert werden. Dieses Konzept des permanenten punktuellen Umbaus erweist sich für die Arena als ideale Form des Überlebens: Das Alte erstarrt nicht zur Kulisse – das Neue trägt zum Fortbestand des unvollkommenen Ganzen bei. (Text: Gabriele Kaiser)




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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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