Bauwerk

Um- und Zubau röm.-kath. Pfarre St. Franziskus
Luger & Maul - Wels (A) - 2004
Um- und Zubau röm.-kath. Pfarre St. Franziskus, Foto: Walter Ebenhofer
Um- und Zubau röm.-kath. Pfarre St. Franziskus, Foto: Walter Ebenhofer
4. November 2005 - afo
St. Franziskus in Wels: Ein Kraftwerk für Gott

Wels, Stadtrand. Einige Wohnbauten haben sich schon im hartnäckig landwirtschaftlich geprägten Feld nieder gelassen. Andere werden folgen. Hier ist noch viel Zuzug zu erwarten. Genug, um auch die Seelsorgestelle St. Franziskus zu erweitern.

Der Standort, eine etwas abseits gelegene, von Gehölz-bestandenen Bachufern gesäumte Wiese bewahrt die Erinnerung an die Vergangenheit des Umfeldes. Und der vom Welser Architekturbüro Luger/Maul geplante Neubau setzt den Dialog, den ein ambitioniertes Provisorium einst mit der Natur aufgenommen hat, fort. Er baut den lang gezogenen Holzbau des Bestandes als Flanke entlang der Grundgrenze nach Nordwesten weiter, übernimmt dessen Motiv einer gedeckten Veranda und hält die von einer Tribüne gesäumte Sport- und Spielfläche von Bebauung frei. Eine mit Glas gedeckte und von einer Glaswand im Nordwesten gegen Zugluft geschützte Zwischenzone stellt die Verbindung zum eigentlichen Kirchenbau her.

Dieser übernimmt zunächst wie der den Büro- und Wohnräumen vorbehaltene nördliche Trakt den schlichten, vom Material Holz inspirierten Duktus des Bestandes. Mit einer ebenmäßig vor-vergrauten Lärchenholzfassade umhüllt wird die Anlage nun den erhöhten Anforderungen an den Wärmeschutz gerecht, fügt sich in das ländlich anmutende Ambiente und wirkt doch schon sehr verfeinert. Der Körper aus schwarzem Glas, der sich aus der Mitte des niedrigen hölzernen Zubaues erhebt und wie dieser aus raumhoher Öffnung über die von einer Wasserfläche markierte Kante seines massiven Sockels schaut, vollendet in Materialiät, Proportion und Anordnung den neuen ästhetischen Anspruch, den der fertige Sakralbau gegenüber dem Vorläufigen formuliert.

Aus der gedeckten Zwischenzone kommend gelangt der Besucher in ein auch zur Wiesenfläche im Südosten lediglich gläsern getrenntes Foyer. Rechter Hand winkt eine Cafeteria, links geht es an Nebenräumen vorbei in die Werktagskapelle während sich mittig der über mobile Trennwände erweiterbare Kirchenraum öffnet. Zur Gänze mit rot gefärbten Holzpaneelen und einem roten Fußboden ausgekleidet wird der einer kostbar gearbeiteten Schatulle gleichende Raum mittig von einem breiten gläsernen Schlitz gespalten. Der Spalt führt über drei Viertel der Decke bis an die Stirnseite des Quaders, hinunter bis zu dem im Wasserbecken stufenlos fortgesetzten Boden und gibt den Blick auf Himmel, Wasser und Landschaftsraum frei. Zwei mächtige verschiebbare hinterleuchtete Portale flankieren ihn auf beiden Seiten und verändern mit ihrer Position Lichtstimmung, Akustik und thermische Verhältnisse im Raum.

Letzteren kommt in dem nach Passivhaus-Kriterien geplanten Energiekonzept der Anlage tatsächlich jene Bedeutung zu, welche auch die Photovoltaik-Elemente in der Glashülle des Körpers verheißen, aus denen die Seelsorgestelle Strom bezieht. Sodass das ewige Licht in der Tür des Tabernakels nie verlischt.
Text: Romana Ring

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