Bauwerk

Seebad Kaltern
tnE Architects - Kaltern (I) - 2006
Seebad Kaltern, Foto: Gerhard Hagen / ARTUR IMAGES
Seebad Kaltern, Foto: Lukas Schaller
Seebad Kaltern, Foto: Lukas Schaller

Schwebender Wasserkörper

Ein Strandbad am Kalterersee

Ende der sechziger Jahre interpretierten junge Wiener wie Hans Hollein, Wolf Prix oder Raimund Abraham die Architektur als Illusion, Ritual und Kunstwerk. Nun führt eine neue Generation die Visionen der einstigen Avantgardisten fort. So versuchen Marie-Therese Harnoncourt und Ernst J. Fuchs seit der Gründung ihres Ateliers «the next ENTERprise» vor fünf Jahren, neue Ideen aktionistisch, konzeptionell oder architektonisch umzusetzen. Beeinflusst von der Fernsehserie «Raumschiff Enterprise», begreifen die 1967 und 1963 geborenen Baukünstler Architektur nicht als Umsetzung baulicher Massnahmen, sondern als Illusion und Experiment.

Bekanntheit erlangte das Team mit der «Hirnsegel» genannten Installation eines temporären Kunstraums unter einer Eisenbahnbrücke, für die es 1997 mit dem Preis für experimentelle Tendenzen in der Architektur ausgezeichnet wurde. Sein bisher überzeugendster Entwurf steht nun kurz vor der Fertigstellung: Es handelt sich um eine Schwimmbadanlage am Kalterersee in Südtirol, die im Frühjahr 2006 eröffnet werden soll.

Als Entwurfsgrundlage dient den beiden Architekten eine Interpretation der pittoresken Umgebung als touristische Erlebniswelt. Deshalb konzipierten sie eine bewusst artifizielle Badewelt, für die sie gleichsam einen Teil des Sees an Land «verlegen». Zudem heben sie die Schwimmbecken so vom Boden ab, dass die Landschaft in Form einer Liegewiese unter den schwebenden Bassins durchfliessen kann. «Wir wollten den See zum Fliegen bringen», meinen Harnoncourt und Fuchs dazu. Die Wasserkörper lagern auf räumlich ausgebildeten Betonstützen, deren Inneres zu Grotten mutiert und einen Whirlpool sowie einen «Regenraum» mit Duschen beherbergt. Das Wechselspiel zwischen menschlicher Intervention und vorgefundener Natur pflegen die Baukünstler bis ins Detail. Widerstandsfähiges Moos soll die Oberflächen der Betonlandschaft überziehen und so die haptische Komponente des Entwurfs unterstreichen. Wie die Avantgardisten der sechziger Jahre versucht auch «the next ENTERprise» den Grenzbereich zwischen Experiment und Realität für sich auszuloten.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Marktgemeinde Kaltern

Tragwerksplanung

Landschaftsarchitektur

Fotografie

Bildagentur

ARTUR IMAGES