Bauwerk

Bahnhof
Manzl Ritsch Sandner - St. Anton am Arlberg (A) - 2001
Bahnhof, Foto: Günter Richard Wett © ÖBB
Bahnhof, Foto: Günter Richard Wett © ÖBB
14. September 2003 - Az W
Mit dem doppelspurigen Ausbau des Arlbergtunnels wurde 1998 gleichzeitig die grosse Chance ergriffen, den alten, mitten im Dorf Arlberg gelegenen Bahnhof abzutragen und den dadurch notwendig gewordenen Neubau auf die Talsüdseite zu verlegen. Gleichzeitig entstand auf dem ehemaligen alten Bahnhofsgelände eine Freifläche an zentralster Lage.
Der aus einem europaweiten Wettbewerb hervorgegangene Entwurf interpretiert die Aufgabenstellung „Bahnstation“ neu, indem das eigentliche Bahnhofsgebäude nicht als solitärerer Bau abseits der Bahntrasse in Erscheinung tritt, sondern es als Teil eines artifiziellen Landschaftsgestaltungsprozesses begreift. Erscheinungsbild und Stellung ordnen den Baukörper trotzdem eindeutig der Bahn zu.
Durch das Absenken des Vorplatzes vor dem Bahnhof und der damit verbundenen Verlegung des Kundesbereichs in die Unterführungsebene wurden zwei ganz besondere Vorteile für die Bahnkunden einerseits und die Verkehrsanbindung an das Dorf andererseits erreicht:
Die Bahnkunden gelangen, wie üblich, ebenerdig zum eigentlichen Kundenbereich, müssen aber, im Gegensatz zu anderen mehrgeleisigen Durchgangsbahnhöfen, nur einmal die Ebene wechseln, um auf die Perrons und damit zu den Zügen zu gelangen.
Gleichzeitig wurde durch diese Massnahme erreicht, dass das eigentliche Betriebgebäude auf Perronebene äusserst schlank gehalten werden konnte. Dieser Bauteil, der eigentlich Sichtbare, übernimmt auch die Funktion einer Lärmschutzwand, der gerade in diesem engen Tal eine besondere Bedeutung zukommt.
Konstruktiv handelt es sich um einen Stahlbeton-Stützrahmen mit einer vorgesetzten Holzkonstruktion. Durch die schichtartige Gestaltung der Holzpaneel-Fassade wurde die vermeintliche Strenge des Gebäudes relativiert. Die direkte Fussgängerverbindung zum Ortskern wird durch eine neue Fussgängerbrücke über den Fluss Rosanna erreicht.
Der vielstrapazierte Begriff „Bauen in den Alpen“ erlangt durch diesen Bau eine völlig neue Bedeutung. Gleichzeitig haben die ÖBB als Auftraggeber hier ihren eigenen Anspruch, hochstehende und innovative Architektur zu propagieren und auch zu errichten, in überzeugender Weise umgesetzt. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser positive Ansatz auch in der sogenannten „Bahnhofsoffensive“ fortsetzt und nicht dem „politischen Mut zum Stillstand“ zum Opfer fällt.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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