Bauwerk

Friseursalon Markus Herold
gaupenraub+/- - Wien (A) - 2000
Friseursalon Markus Herold, Foto: Patricia Weisskirchner
Friseursalon Markus Herold, Foto: Patricia Weisskirchner
14. September 2003 - Az W
Die branchenneutrale Renovierung des Ladenlokals und die Errichtung eines Friseurgeschäfts legte eine Trennung zwischen Hülle und Inhalt nahe, somit eine konsequente Loslösung des Mobiliars vom möglichst „unberührten“ und auf die statisch notwendigen Bauteile reduzierten Raum.
Im Laufe des Entwurfsprozesses musste diese Grundstruktur sämtliche, den Vorgang des Haareschneidens begleitende Funktionen übernehmen: Spiegel, Ablagefläche, Fussstange, Bibliothek, Produkte-Regal, Schrank, Paravant, Trennwand, Garderobe, Schampoomixplatz, Handtuchsammler, Träger der Beleuchtung, der Musikanlage, des Monitors und der Lautsprecher – kurz: um den Raum freizuschaufeln, wurden alle diese heterogenen Elemente und Accessoires in einem 38 Laufmeter langen Band zusammengefasst.
Dieses durchlaufende Wandschirm-Band (eine Konstruktion aus Stahlstreben, die mit Edelstahlblech, Glas- und Polysterol-Spiegeln sowie einer Polyesterbahn beplankt ist) wurde in sechs Fragmente (= Wurms) geteilt.

Bei den elf Kundenplätzen ist das Polyester geschlitzt, so dass sich hier der Spiegel vor den Kunststoff schieben kann. Wie bei einem Flechtwerk läuft das Polyester hinter, ober- und unterhalb des Spiegels weiter, bis dieser beim nächsten Schlitz dem Polyester wieder den Vortritt gibt. Ein fugenlosen Edelstahlband säumt die gesamte Struktur. Ohne Füsse schwebt und gleitet dieses zwei Meter hohe Band 17 cm über dem auf ein einheitliches Niveau gebrachten Boden an den Umgebungswänden entlang, entfernt sich von diesen, um z. B. einen Nebenraum zu öffnen.

Die Architekten zu diesem letztlich siegreichen „Kampf“ mit einem eigenwilligen Material: “Unsere Faszination von dem „haarigen“ glasfaserverstärktem Polyester und seiner perlmutt-schillernden Erscheinung, vor allem, wenn man es vor einem Spiegel führt und Licht ins Spiel kommt, bei gleichzeitiger Störrigkeit gegenüber jeglicher Form der Bearbeitung, brachte uns phasenweise zur Verzweiflung. Letztendlich waren wir aber ebenso beharrlich wie der Kunststoff, und so haben wir uns zumindest ein Unentschieden bei dessen Verwendung erkämpft.” (Gabriele Kaiser nach einem Text der Architekten, 6.01.2003)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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Architektur

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