Bauwerk

Einfamilienhaus Paierl
Johannes Kaufmann Architektur - Bad Waltersdorf (A) - 2002
Einfamilienhaus Paierl, Foto: Paul Ott
Einfamilienhaus Paierl, Foto: Paul Ott
Einfamilienhaus Paierl, Foto: Paul Ott
14. September 2003 - Az W
Reiz und Tücke der Einfachheit bestehen oft darin, dass sie sowohl auf einem Mangel an Einfallsreichtum als auch auf komplexen Gedankengängen beruhen können. Auch wenn wir (unserem eigenen perzeptiven „Vereinfachungsdrang“ zufolge) meinen, das Potenzial von Latte und Lärche, Box und Meta-Moderne inzwischen erfasst zu haben, werden wir durch einen charismatisches Sonderfall immer wieder eines Besseren belehrt: Das Haus Paierl in der Oststeiermark ist genau einer jener „Fälle“, an dem sich die Anwender des reduktiven Repertoires künftig messen können.

Das Grundstück: ein südlich abfallender, schmaler Streifen in einem Weinberg über Bad Waltersdorf. Die Erschließung erfolgt von Norden über einen schmale Zufahrt, die in den oberen flacher geneigten Bauplatz mündet. Man betritt das dreigeschossige Haus auf der mittleren Ebene, die auf der Südseite weit auskragt, während das in Massivbau errichtete UntErdgeschoss im rückwärtigen Teil zur Gänze im Hang sitzt und sich Richtung Pool und Talgrund öffnet. Das Obergeschoss (ebenso wie das Erdgeschoss in Holzbauweise ausgeführt) besitzt eine integrierte Terrasse, die sich ebenfalls über die gesamte Südseite erstreckt.
Die Grundrisse sind durch einen mittigen Erschließungsstreifen gedrittelt, der eine funktionale Absonderung einzelner Funktionsbereiche ermöglicht. Die Sekundärbereiche sind in den nördlichen Teilen des Hauses untergebracht, Wellness und Wohnen dehnen sich nach Süden aus.

An den statisch beanspruchten Stellen kamen Massivholzplatten zum Einsatz, ansonsten wurde mit Hohlkastenelementen gearbeitet. Die Decken wurden ebenfalls mit Massivholzplatten gefertigt, die Innenwände sind mit einer Weißtannen-Täfelung belegt. Der gesamte Kubus ist in einen Fassadenvorhang aus Lärchenholzleisten gehüllt, der (etwa an den Wangen der Dachterrasse) einen abstrakten Schleier um das Gebäude legt. Verstärkt wird dieser abstrakte Abschluss der Raumtiefe durch die aussenbündig gesetzten Fenstergläser, die die breiten konischen Laibungen durchscheinen lassen. Die räumlichen Zäsuren durch Balkon und Terrassen (Thermoholz-Buche) gewinnen in dieser „geglätteten“ Haut zusätzlich an Plastizität. Was soll man noch sagen? Am besten ganz einfach: ein schönes Haus! (Text: Gabriele Kaiser, 24.01.2003)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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