Das in Steyr ansässige Architekturbüro trat mit der Revitalisierung dieses im Kern gotischen Altststadthauses den Beweis an, dass historische Substanz nicht als unantastbarer Bestand innerstädtischer Strukturen mumifiziert werden muss, sondern sich für zeitgemässe urbane Wohnformen sehr wohl eignet. Verwunderlich sei beim Umgang mit Altsubstanz vor allem, so die Architekten, „dass bauphysikalischen Nachteilen nur selten entgegengewirkt wird, um heutigen Lebenskomfort zu gewährleisten. Zu hoch scheint die Angst vor dem Aufwand an Eingriffen zu sein.“

Der Um- und Zubau in Steyr veranschaulicht das Gegenteil auf eindrückliche Weise: Trotz Verdoppelung des Volumens konnte der energetische Jahresbedarf von 271 kWh/(m2a) auf 49 kWh/(m2a) herabgesenkt werden. Das eingeschossige Haus mit 2-geschossiger Scheinfassade wurde saniert und wärmetechnisch auf Standard gebracht, das Dach aus späterer Zeit abgetragen und ein neues Vollgeschoss aufgesetzt. Der Zubau im Hof erstreckt sich über die halbe Grundstücksbreite, ein neuer „Deckel“ mit elfenbeinfarbiger Untersicht betont die Einheit des Hauses, das entgegen gängiger Praxis des Trennens von Alt und Neu in seinen Zeitschichten zu einem neuen Ganzen verschmilzt. Vorhandene Qualitäten des Ortes wie der rückseitige Waldhang, der aussergewöhnliche Weitblick über die Enns und die Intimität eines klassischen Innenhofs sind durch die architektonischen Eingriffe intensiver erlebbar. Die niedrigen Nettoherstellungskosten (453 Euro/m2) zeigen zudem, dass man hier auf den unterschiedlichsten Ebenen – im energetischen, gestalterischen und ökonomischen Sinn – gewissenhaft agiert hat. (Text: Gabriele Kaiser)