Bauwerk

Haus Beer
Josef Frank, Oskar Wlach - Wien (A) - 1931
14. September 2003 - Az W
Das Haus Beer ist neben dem Haus Moller von Adolf Loos die bedeutendste Wiener Architekturschöpfung im Bereich des privaten Wohnbaus der zwanziger und dreißiger Jahre.
Gemeinsam mit Oskar Strnad und Oskar Wlach, mit dem Frank 1925-38 das moderne Einrichtungshaus „Haus & Garten“ betrieb, hatte er schon ab 1910 eine eigene Strömung innerhalb der Wiener Moderne begründet, die stark auf psychologische Effekte und eine durchgehende, undogmatische Leichtigkeit sowohl im Bau als auch in der Einrichtung setzte.
Diese Haltung unterschied sich sowohl vom hermetischen Ensemblegedanken der Secession als auch von Loos' mitunter spröder Klassizität. Das Haus Beer, neben der Werkbundsiedlung das Hauptwerk des „Neuen Wiener Wohnens“, wie es Frank interpretierte, ist das gebaute Manifest seiner Auffassung vom „Haus als Weg und Platz“, einer Weiterentwicklung des Loos'schen Raumplans. Dabei sollten die Bewohner wie in einer Stadt in einer Abfolge verschiedenster Raumerlebnisse, ein ihren Stimmungslagen jeweils angemessenes Ambiente finden.
Um die mehrgeschossige Verschränkung von Halle und offener Stiege angelagert gehören dazu „Teenischen“ ebenso wie Terrassen, Treppenpodeste und große Salons. Das Haus öffnet sich in großflächig durchfensterten Kuben und aufgestelzten Balkonen mit einer sehr bewegten Form in den Garten, der integrierter Teil dieses „Stadtplans“ ist. Die elegante Leichtigkeit der Architektur und der Ausstattung repräsentiert die im internationalen Vergleich um 1930 entwicklungsfähigste Position einer eigenständigen Wiener Moderne, deren weitere Entfaltung aber mit den zeitgeschichtlichen Zäsuren von 1934 und 1938 für immer verhindert wurde.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

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Bauherrschaft
Julius Beer