Bauwerk

Wohnarche Atzgersdorf
Walter Stelzhammer - Wien (A) - 1999
Wohnarche Atzgersdorf, Foto: Sasha Pirker
Wohnarche Atzgersdorf, Foto: Sasha Pirker
Wohnarche Atzgersdorf, Foto: Rupert Steiner
14. September 2003 - Az W
Das Grundstück der Anlage ist eine tiefe Baulücke, 36 x 131 m, mit einer schmalen Front zur Ziedlergasse. Die Anlage selber besteht aus zwei längsgezogenen Siedlungsbaukörpern: Einem einfachen mit aneinandergereihten Atriumhäusern und einem doppelten, in zwei Richtungen vernetzten: Hier stehen die Häuser aneinandergereiht und Rücken an Rücken. Insgesamt gibt es 42 Spangenhäuser mit einer Wohnfläche von je 130 m².
Jeweils eine Ein- und Ausfahrt von der Ziedlergasse aus bietet einen Fahrstreifen rund um die Anlage in nur eine Richtung. Diese Einwegvariante verhindert ungeregelten Autoverkehr und spart Platz. Zusätzlich bietet jedes Haus einen gedeckten Autoabstellplatz an der durchgehend offenen Vorderfront des Nebengeschosses. Nebengeschoss deshalb, da das Erdgeschoss ein Kellerabteil, einen grossen Vorraum und den privaten Parkplatz beinhaltet und die Wohnebene um diese Ebene erhöht angesetzt wurde.
Die Siedlung ist von der Strasse etwas zurückversetzt und wie eine „Wohnarche“ in das Grundstück hineingeschoben. Jedes der einzelnen Häuser wurde als Atriumhaus konzipiert. Die Häuser produzieren sich nicht nach aussen, sie stellen keine „Explosion“, sondern eine „Implosion“ dar, so der Architekt. In weiß und grau gehalten, wirken sie schlicht und elegant. Nach aussen hin nur mit einem kleinen Balkon und einem Fenster versehen, öffnet sich das Haus zur Gänze nach innen.
Kernzone ist das verglaste Atrium, das durch eine transluzente Glaswand vom Nachbaratrium abgetrennt ist. Die Grundrisse sind spangenförmig rund um das Atrium angelegt. Die zwei Wohnräume der zwei Ebenen sowie Küchen- und verglaster Sanitärbereich öffnen sich zum Atrium. Die Räume selbst sind nutzungsneutral, frei für individuelle Raumdefinitionen.
Stelzhammer bietet aber noch zusätzliche Flexibiltät. Die Häuser sind so geplant, dass sie mit den 3-4 köpfigen Familien „mitwachsen“ können. Das bedeutet, dass die Möglichkeit besteht, zwei autarke 2-Zimmer-Wohnungen auf je einer Ebene zu schaffen.
Über den zwei Wohnebenen liegt das zurückversetzte Dachgeschoß. mit je zwei Dachterrassen. Hier gibt es zwei Typen: Häuser mit direktem Ausgang auf zwei große Terrassen bzw. Häuser mit einem zusätzlichen Zimmer auf Dachebene, wodurch ein Terrasse kleiner wird, sich jedoch als Sonnenterrasse, da geschützter, bestens eignet.
Das Atrium ist auf Dachebene über eine elektronische Glasmarkise abdeckbar. Durch Schließen kann ein zusätzlicher Raum gewonnen werden. Das Licht und die Belüftung erfolgen ausschließlich über dieses Atrium. Durch die geringen Öffnungen nach aussen ist auch ein geringer Energiebedarf gewährleistet.
Stelzhammer ist mit dieser Wohnform der Versuch gelungen, dichtes, städtisches Wohnen mit privatem Grünbereich zu schaffen, die schwierige Stadtrandlage optimal zu bebauen und mit der Anlage den Bewohnern die Vorzüge des Atriumhauses näher zu bringen. Es ist, obwohl keine neue Wohnform, für Wien eine ungewohnte. Leider immer noch.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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