Bauwerk

Wohnungsumbau sza
dsp - architekten - Wien (A) - 2003
Wohnungsumbau sza, Foto: dsp - architekten
Wohnungsumbau sza, Foto: dsp - architekten
Wohnungsumbau sza, Foto: dsp - architekten
Wohnungsumbau sza, Foto: dsp - architekten
17. September 2006 - Az W
Das Mehrfamilienwohnhaus wurde in den Jahren 1986-1990 von der GSG, nach einem Entwurf von Franco Fonatti und Helmut Hempel bzw. Werner Krakora, errichtet. Der Grundriss des Eckhauses ist genau auf die, im nächsten Baublock gelegene Kirche Maria vom Siege und deren Kuppel ausgerichtet. Friedrich Achleitner beschreibt den Bau wie folgt: „Obwohl der Grundriss ein wenig nach einem Gerangel mit der schwierigen Ecksituation aussieht, spielt sich der Baukörper in der fast intimen städtebaulichen Situation räumlich frei. Einige Architekturelemente, wie das fragmentarisch platzierte Kranzgesimse, machen eine Verneigung vor dem Wienerischen, andererseits bleibt auch ein wenig ,mediterrane Gestik’ im Spiel“ (Wien III/2 - Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert).

Im Jahr 2002 wurden dsp-architekten mit der Komplettsanierung und Neuorganisation der Wohnung samt Dachterrasse beauftragt. Ausgangslage waren ein verwinkelter Wohngrundriss, geprägt von Einbaumöbeln aus dunkler Eiche, eine lichtraubende Loggia und eine von Betontrögen dominierte Dachterrasse. Mit wenigen baulichen Eingriffen wurden die Wohnbereiche neu strukturiert und mit gezielt gesetzten Durchbrüchen ein großzügiger Gesamteindruck erreicht. Sämtliche Zwischenwände im Wohnbereich wurden durch ein L-förmiges Wandelement als Garderobe ersetzt. Dieses Element ist Garderobe, Vorraum- und Küchenwand, Lichtquelle und Verteiler zugleich. Je nach Bedarf schließt oder öffnet es den Eingangsbereich durch zwei raumhohe Glasschiebetüren.

Sämtliche Abstellräume und Nischen im Flur wurden hinter semitransparenten, mit Segelstoff bespannten, grauen Wandelementen versteckt. Das indirekte Licht aus den dahinterliegenden Stauräumen verleiht dem Flur räumliche Weite und eine intime warme Stimmung. Die frühere Loggia, Ausgang zur Dachterrasse, wurde nach Entfernen des Fenster- und Türelementes in den Wohnverband integriert. Die so geschaffene konchenartige Wohnraumerweiterung schafft einen nahtlosen Übergang zwischen Innen- und Aussenraum. Vom Eingangsflur ist der Durchblick bis zur neuen Sitzlaube auf dem Dachgarten möglich und trifft auf die Türme der zweiten Kirche im Umfeld, jene der Kalasantiner in der Pater-Schwartz-Gasse. Die Struktur der Schlafräume blieb erhalten, allerdings wurden sämtliche Normtüren durch raumhohe Türelemente ersetzt. Das Schlafzimmer ist durch eine im Abstellraum verschwindende Schiebetür vom Flur getrennt und kann tagsüber als Wohnraumerweiterung genutzt werden. Das frühere Esszimmer wurde zum Arbeitsbereich und zur Bibliothek umfunktioniert. Als Erweiterung des Arbeitszimmers erhielt der vorhandene dreieckige Gebäudeeinschnitt an der Gebrüder-Lang-Gasse einen kleinen Stehbalkon. Zur Schaffung eines räumlichen Kontinuums sind Wohnbereich und Flur lediglich durch transparente Glastüren getrennt.

Der einzige Farbakzent des L-förmigen roten Wandelementes im Wohnbereich wiederholt sich im roten Kunstharzboden in den ebenfalls neu gestalteten Sanitärräumen. Durch ein Oberlichtband über der Badewanne erhält das Bad indirektes Tageslicht über das anschließende Arbeitszimmer und erfährt so eine optische Erweiterung. Die Wandoberflächen im Wannenbereich wurden mit weiß beschichtetem Glas bündig mit den restlichen zementgrau beschichteten Wänden versehen. Das Gestaltungsprinzip mit wenigen Materialien und sparsamer Farbgebung unterstreicht die Anliegen der Baufamilie nach absoluter Raumökonomie, Helligkeit und einer zurückhaltenden, nicht übertriebenen Repräsentanz. Die Dachterrasse wurde anhand weniger Eingriffe zum erweiterten Wohnraum. Der durchgehend verlegte Lärchenholzrost korrespondiert mit dem in allen Wohnbereichen neu verlegten Eichenparkettboden. Der vorhandene Pflanztrog wurde auf den notwendigen Wurzelbereich eines reichlich Früchte tragenden Marillenbaumes reduziert und ebenfalls mit Lärchenholzlamellen verkleidet. Ein Liege-/Sitzrost auf dem Pflanztrog, ein Duschplatz und eine Sonnenbank unter der verzinkten Pergola unterstreichen den mediterranen Flair des Hauses. Auch hier wurde das Thema Offenheit - Geschlossenheit aufgenommen: das dunkelgraue Eternit an der Feuermauer korrespondiert mit der leichten, opaken Geländerbrüstung. Höhepunkt bleibt der faszinierende Blick auf die Kuppel der Kirche Maria vom Siege. (Text: Architekten)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Bernhard Szankowsky
Claudia Szankowsky

Tragwerksplanung