Bauwerk

Sonderschule
fasch&fuchs.architekten - Schwechat (A) - 2006
Sonderschule, Foto: Paul Ott
Sonderschule, Foto: Paul Ott
12. November 2006 - Az W
Für die Sonderschule in Schwechat wurde im Jahr 2000 ein EU-weit offener Wettbewerb ausgeschrieben, aus welchem unter dem Vorsitz von Manfred Nehrer das Projekt von fasch & fuchs siegreich hervorging. Der kompakte und solitäre Baukörper rückt sowohl von der nördlichen Vorstadtbebauung ab als auch vom südlichen Verkehrsarm der Hainburgerstraße. Abstriche seitens der Bauherren führten – ohne Herabsetzung der Raumzahl - zum Verzicht auf ein zweites Obergeschoss, was dem Projekt jedoch weder in städtebaulicher noch struktureller Hinsicht Schaden zufügte.

Der Baukörper hat eine bewegte Mitte: Die zweigeschosshohe Turnhalle ist umseitig einsehbar ins Zentrum des Gebäudes gesetzt, wobei sich eine kleine dreizeilige Stufenreihe im Erschließungsbereich des Erdgeschosses als Zuschauertribüne und zusätzlicher Verweilbereich anbietet. Für diese Integration der Turnhalle in die Kubatur der Schule mag es pragmatische Gründe geben (Beengtheit des Grundstücks, das eine kompakte Organisation des Raumprogramms bedingt), ausschlaggebend ist aber der räumliche Gewinn, der sich aus diesem integrativen Ansatz ziehen lässt. Es sind im Schulbau in dieser Hinsicht in den letzten Jahren einige geglückte Lösungen realisiert worden, man denke etwa an die Erweiterung der Hauptschule in Zirl von riccione architekten, in deren Mitte ebenfalls der durchlässige Binnenraum der Turnhalle liegt. Den typologischen Protoyp einer solchen offenen Lösung hat Karin Tschavgova in ihrem Beitrag in der Presse (siehe gesonderten Beitrag) genannt, als sie auf die Ursulinenschule in Innsbruck von Josef Lackner verwies.

Wie schon das Kindermuseum in Graz lässt sich auch dieses Gebäude als Haus ohne Außenwände, als skulpturales Dachhaut-Haus lesen: Die vollflächig verglaste Südfront spannt sich über die beiden Obergeschosse und bricht nach hinten über zwei Bauwerkskanten bis auf Erdgeschossniveau ab. Auch die seitlichen Verglasungen geben in die Tiefenschichten der Gebäudestruktur Einblick. In der Anordnung und Formulierung der spezifischen Räume und Freiflächen wurde im Hinblick auf die speziellen Bedürfnisse der Nutzer größtes Augenmerk auf Übersichtlichkeit und leichte Orientierbarkeit gelegt. Die Klassenräume und der Hort der Sonderschule sind zur nordseitigen Grünfläche ausgerichtet, während die Sonderunterrichtsräume Richtung Süden durch einen vorgelagerten Wintergarten vor Verkehrslärm und Strahlungswärme geschützt wurden.

Sämtliche erdberührenden Teile (UG und EG) sind in Ortbetonbauweise ausgeführt, die Dachkonstruktion wurde als mit Holzpaneelen ausgefachte Stahlkonstruktion umgesetzt. Der Klassenzimmertrakt an der Nordseite über dem Turnsaal besteht ebenfalls aus Ortbeton, die Unterzüge der Tursaalbetondecke sind dank Vorspanntechnik fein dimensioniert. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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