Bauwerk

Hoffmann geht spazieren
BUSarchitektur - Purkersdorf (A) - 2006
Hoffmann geht spazieren, Foto: Manuela Strasser
Hoffmann geht spazieren, Foto: Manuela Strasser
Hoffmann geht spazieren, Foto: Manuela Strasser
5. November 2006 - Az W
Für eine Neuinterpretation der Geschichte und der wertvollen Tradition des Ortes waren die Verdichtung des Hoffmannparkes durch geförderten Wohnbau, die Restaurierung der Paula Villa und die Umnutzung des Sanatoriums in Purkersdorf die Auslöser. Der öffentliche Raum wurde privatisiert und das Kulturgut musste im neuem Programm der Alltagskultur einen Platz finden. Im Rahmen der Vorgabe einer ortsangepassten Stadterweiterung wurde das Wohnhaus mit Hilfe kleiner Maßnahmen als indoor „Kurpark“ konzipiert. Die Wege im Haus vernetzen sich mit dem neu kreierten Park durch Nah- und Fern-Blickbeziehungen zwischen Baukörpern, Bäumen und Ebenen. Jede Wohnung erhält einen internen Vorgarten in Form eines Kräutertroges vor dem Küchenfenster. Vor der Türschwelle erweitern Lufträume die Bezüge zum Himmel, zum Park und zur Nachbarschaft. Diese räumliche Ausformung der Wege in die eigene Wohnung erlaubt, dass der Laubengang nicht als Schallschutzpuffer wahrgenommen wird. Raum und Bewegung im Inneren und Äusseren des Hauses erzeugen Stadt.

Die räumliche Struktur ermöglicht einen ganzjährigen Kurbetrieb im Wellnessbereich. Im Erdgeschoss sind Festräume vorgesehen. Die Dachterrasse wird für die Bespielung durch die gesamte Anlage zugänglich gemacht und im Freien mit großzügigen Aussichtssofas ausgestattet.Als Drehscheiben im Zuge des Neubaus fungieren Stationen im outdoor Bereich: Eine Gemeinschaftsterrasse als Erweiterunsmöglichkeit der Mehrzweckräume, der Stadtbalkon als Partyterrasse zur Paula Villa, der Wiesenhügel zum Sanatorium, der Kinderspielplatz zum Hang orientiert. Diese Stationen dienen zur Vernetzung von internen und externen Feldern, zur Verschränkung von Tradition (Hoffmann), Natur (Wiener Wald) und der zeitgenössischen Alltagskultur einer einfachen Wohnanlage. Eine Matrix aus Licht unterstützt die Spazierwege, die alle Stationen miteinander vernetzen.

Die Bauherrengemeinschaft BUWOG-BWS-Frieden beauftragte die Realisierung der Siegerprojekte des städtebaulichen Wettbewerbes für die Errichtung der Wohnanlage und die Sanierung der Paula Villa. Die Wirtschaftlichkeit der Realisierung musste im Rahmen der niederösterreichischen Wohnbauförderung eingehalten werden.Für die Neuinterpretation des Freiraumes wurde ein „Kunst am Bau“ Budget zur Verfügung gestellt. Die Planergruppe BOA (büro für offensive aleatorik) wurde nach Baubeginn mit der Freiraumplanung und der Ausarbeitung des Standortmarketings betraut.„Hoffmann geht spazieren“ wurde zum identitätsstiftenden Slogan, regte Aktionismus auf der Bausstelle und Spaziergänge in der Homepage an, wurde zur Integrationsfigur in den Bürgerversammlungen, verbindendes Element der Einzelobjekte, Mehrwert bei der Verwertung und last but not least Unterstützung der Architekten bei den Interventionen ausserhalb der vier Wände der Wohnungen.Das Zulassen einer integralen Herangehensweise bei der transdisziplinären Realisierung dieses Wohnbauprojektes setzte einen dynamischen Prozess in Gange sowohl bei den Bauträgern, bei den Einwohnern, bei den Nachbarn wie auch bei der Gemeinde Purkersdorf.„Hoffmann geht spazieren“ wird als Grundstein einer neuen Ausstrahlung des Ortes von allen mitgetragen und hoffentlich weiterentwickelt. (Text: Architektin)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at