Bauwerk

Schiffle
Geli Salzmann, Philip Lutz, Christian Maier - Dornbirn (A) - 1998
Schiffle, Foto: Ignacio Martinez
Schiffle, Foto: Ignacio Martinez

Ein Haus steht für den Erhalt der dörflichen Struktur

12. Dezember 2006 - vai
Der pragmatische Um- und Neubau eines zweistöckigen Rheintalhauses in Mühlebach - einem der ursprünglichen Kerne von Dornbirn - bildet mit seinem Vorplatz den Dorfmittelpunkt. Die Stadt Dornbirn hatte das historische Gebäude erworben und mit der Auflage es in seinem dörflichen Kontext zu revitalisieren an ausgewählte Bewerber weiterverkauft.

In dem renovierten Gebäudeteil musste die Nutzung als Gasthaus bestehen bleiben, der anschließende Neubau steht anstelle des alten baufälligen Stadels. Die äußere Begrenzung mit Satteldach und Holzfassade interpretiert eine traditionelle Bauweise. Hervorzuheben ist der vorbildliche Umgang mit dem Bestand – die Nachbildung der Fenster, die Neuinterpretation der Vertäfelung der Gasthausstube und die geschickte Adaptierung der ursprünglichen Gliederung.
Ein laubenartiger Einzug, der aus der Bregenzerwaldhaustypologie stammende „Schopf“, erzeugt eine Verzahnung des Bestandes mit dem Neubau. Durch seine Orientierung zum Dorfplatz ergibt sich vor allem durch die Nutzung als Gastgarten ein halböffentlicher Raum.
Mit dem Gebäudeinneren des Neubaus hat die Eigentümerin und Architektin unpathetisch fernab von Ideologien und Selbstdarstellung Raum zum Arbeiten und Wohnen geschaffen. Eine einfache Mischkonstruktion aus Stahlskelett und Leimbindern bietet einen offenen und variablen Grundriss auf mehreren Ebenen. Das Büro mit Ateliercharakter im 1. Obergeschoss bildet einen kubischen Raum mit differenzierten Raumhöhen, der durch eine eingeschobene Ebene horizontal gegliedert wird. Der Ausbau entspricht aus ökonomischen Gründen einem Edelrohbau mit sichtbaren Spannplatten und Estrichböden.

Die Belichtung erfolgt über einfache Dachflächenfenster zwischen der Leimbinderkonstruktion und über hohe schmale Fenstertüren. Ein großes Fenster an der Nord-Westseite erweitert den Raum nach außen zur vorgesetzten Terrasse und der Außentreppe als vertikaler Erschließung. Die oberste Ebene des Neubaus wird als Wohnung genutzt und nimmt das Thema Satteldach konsequent - bis hin zum von der Künstlerin Edith Grabher gestalteten Giebeldreieck „kruzefix“ - auf.

Mit der Vergabe des Dorferneuerungspreises 1998 wurde das kontextuale Weiterbauen an der Tradition und der sensible Umgang mit der historischen Struktur entsprechend gewürdigt.
(Text: Ulrike Rohrhofer)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Birgit Tiefenthaler

Fotografie

KOOPERATIONEN