Bauwerk

Gemeindehaus Raggal
Johannes Kaufmann Architektur - Raggal (A) - 2006
Gemeindehaus Raggal, Pressebild: Lukas Schaller
Gemeindehaus Raggal, Pressebild: Lukas Schaller
Gemeindehaus Raggal, Pressebild: Lukas Schaller

Nominierung zum Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2010

Die Erhaltung von traditionellem Handwerk, regionale Wertschöpfung, kurze Wege und maximaler Nutzen bei minimalem Platzverbrauch – auch das bestimmt die Nachhaltigkeit.

28. Mai 2010 - newroom
Als in Raggal im Großen Walsertal nordöstlich der Kirche ein Gemeindehaus für das Gemeindeamt, das Tourismusbüro und den Musikverein gebaut werden sollte, gab es an den Planer zwei Vorgaben, sagt Bürgermeister Hermann Manahl: „Viel heimisches Holz verwenden und den Blick vom Ortsplatz nicht verbauen.“ Beides ist dem Planer Johannes Kaufmann vorbildlich gelungen. Das Bauholz stammt sogar aus dem gemeindeeigenen Wald. Anhand des Detailplans wurde gemeinsam mit dem Zimmerer und dem Sägewerk zuerst eine Holzliste erstellt, denn, so Johannes Kaufmann: „Ich bin ein Freund davon, zu schauen, was der Bauherr hat, und aus dem machen wir dann was.“ Für jeden Bauteil wurde ein genauer Qualitätsanspruch definiert, anhand genauer Schnittskizzen am Rundholz wurden sämtliche Holzbauteile eingeteilt, wodurch kaum Verschnitte anfielen.

Regionale Wertschöpfung

Johannes Kaufmann setzte auch beim Handwerk auf regionale Wertschöpfung und kurze Wege. „Die gemeinsame Arbeit hat sogar Handwerker zusammengebracht, die vorher etwas schlecht aufeinander zu sprechen waren“, erzählt der Planer schmunzelnd. Für den Innenausbau wurden Weißtannenplatten verwendet, die ein Tischler aus der Region erzeugt. Das Gemeindehaus Raggal trägt damit auch den Prinzipien des Biosphärenparks Großes Walsertal Rechnung, nämlich der nachhaltigen Nutzung der Natur als Kapital für die Entwicklung von Tourismus, Wirtschaft und Lebensqualität.

Achtung vor den Bergen

Für die zweite Vorgabe der Gemeinde, den freien Blick auf das Tal nicht zu verstellen, entwickelte Johannes Kaufmann einen klaren Baukörper, der von der Straße aus eingeschoßig ist und nach Norden hin ansteigt, um im 1. Stock Platz für den Sitzungssaal zu schaffen. Im Erdgeschoß liegen das Tourismusbüro und das Gemeindeamt gleich nebeneinander, weil beide Büros nicht ganztags besetzt sind. Am Ende des lichten Mittelganges ist eine heimelige Küche mit Ausblick ins Tal zu finden, die für Arbeitspausen, Besprechungen und als Warteraum für die Eltern-Kind-Beratung dient. Im Untergeschoss sind das Probelokal für die Musik mit eigener Erschließung, Werkstätten und die Haustechnik untergebracht. Das Gemeindehaus ist in Passivhaustechnologie gebaut, braucht wegen der schattigen Lage aber eine Zusatzheizung. Die Biomasseheizanlage, gefüttert mit Hackschnitzeln der Gemeinde, bedient auch acht umliegende Häuser. Die Jury merkt positiv an, dass dadurch – zusätzlich zur umfassenden Nachhaltigkeit bei Bau und Betrieb – alte Heizkessel stillgelegt und eine Verbesserung der lokalen Umweltsituation erreicht werden konnten. (Text: Sonja Bettel)

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