Bauwerk

Plattform Waltherpark
columbosnext - Innsbruck (A) - 2008
Plattform Waltherpark, Foto: Hanno Mackowitz
Plattform Waltherpark, Foto: Hanno Mackowitz

Plattform „... ich will an den Inn“

Ein Projekt im Auftrag von aut. architektur und tirol im Rahmen der Architekturtage 2008

„Membran: Natürliche oder künstlich hergestellte flächige Gebilde, die fluide Phasen oder auch zwei Volumina einer Phase mit unterschiedlicher Zusammensetzung voneinander zu trennen imstande sind und deren Fähigkeit darin besteht, den Stoffaustausch zwischen ihnen zu ermöglichen, werden als Membranen (lat. Membrana=Häutchen) bezeichnet. Man unterscheidet in Anhängigkeit von der Trenngrenze zwischen Mikrofiltration, Ultrafiltration, Nanofiltration und Umkehrosmose.“ (columbosnext)

Innsbruck trägt den Inn zwar im Namen, im Stadtleben spielt der Fluss jedoch kaum eine Rolle. „Ich will an den Inn“ – ein Projekt der Gruppe columbosnext im Auftrag von aut. architektur und tirol im Rahmen der „Architekturtage 2008“ – möchte diese latente „Beziehungslosigkeit“ zumindest temporär ändern. An der Grenze zwischen Flussraum und öffentlichem Grünraum entstand im Walther-von-der-Vogelweide-Park eine 52 m lange, begehbare und vielfältig nutzbare Plattform. Ein temporärer Eingriff, der das ambivalente Verhältnis sichtbar machen und Arbeitsweisen und Zielvorstellungen im öffentlichen Raum reflektieren und überprüfen will.

Bereits ab April konnte im Walther-Park mitverfolgt werden, wie aus einfachen Holzlatten (5 x 5 cm Dachlatten) eine Architekturskulptur entstand. Während der Architekturtage wurde der Ort zum Veranstaltungsraum, Treffpunkt und Ausgangspunkt für Stadtspaziergänge und Bauwerksbesichtigungen. Die beleuchtete, über den Inn auskragende Plattform bleibt den ganzen Sommer über stehen und lädt die Bevölkerung dazu ein, ein Stück öffentlichen Raum in Besitz zu nehmen.

Über diese Schaffung einer physischen Infrastruktur hinaus, besteht ein wesentlicher Aspekt des Projekts auch darin, durch Vernetzungsarbeit einen ideellen Raum zu gestalten, in welchem Reflexion, Diskussion und Weiterführung eines Themas stattfinden kann, das für das Leben in Innsbruck relevant ist und ein wichtiges Potential dieser Stadt darstellt: der Flussraum und der Umgang mit diesem.

Zwei Jahre lang stand die Plattform der Innsbrucker Bevölkerung zur Verfügung. Zahlreiche, von columbosnext initiierte Veranstaltungen und Aktionen sowie die vielfältige, informelle Aneignung durch die Bevölkerung ließen aus einem vorhandenen, vernachlässigten Ort einen lebendigen, intensiven „genius loci“ entstehen.

Im Zuge der Architekturtage 2010 wurde die temporäre Intervention im Mai abgebaut und ihr Rohmaterial – 50 m³ Dachlatten – für eine weiterführende architektonische Transformation zur Verfügung gestellt. Im Rahmen eines, in Kooperation mit dem ./studio 3 – Institut für experimentelle Architektur der Universität Innsbruck ausgelobten, studentischen Wettbewerbs wurden Ideen und Konzepte gesucht, wie aus dem Baumaterial experimentelle Kleinarchitekturen entwickelt und realisiert werden können. Aus unzähligen Laufmetern Dachlatten entstanden innerhalb von zwei Wochen neun räumlich-skulpturale Objekte, die einen Sommer lang den Waltherpark bevölkern. (Text: Claudia Wedekind)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc