Bauwerk

Zu- und Ausbau Schmiede Steidl
Peter Jungmann, Markus Tschapeller - Innervillgraten (A) - 2008
Zu- und Ausbau Schmiede Steidl, Foto: Wolfgang Retter
Zu- und Ausbau Schmiede Steidl, Foto: Wolfgang Retter

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2008

26. September 2008 - aut. architektur und tirol
Ein Talende in Osttirol. Wettergegerbte Holzarchitektur. Eine alte Schmiede im gemauerten Erdgeschoss. Daneben ein Wildbach, der von einem entfernten „Oben“ ins Tal herabstürzt. Und zwischen Wildbach und Schmiede ein schwarzes Raumgebilde, das einem in seiner Ursprünglichkeit und Radikalität fast den Atem nimmt. Elementare Formfindung, zeitgenössisch, radikal aber zugleich heiter.

Mit ihren, sich dem Nordlicht entgegenstemmenden, schräggestellten Lichtkuben wirkt die Gebäudeform fast wie der räumliche Negativabdruck des nebenan tosenden Wildbaches, dessen schäumendes Stufenprofil der Kaskaden den Umriss
der Lichtkuppeln bildet.

Der schwarze Kubus ist als Erweiterung des bestehenden Betriebes entstanden. Der Bauherr, der Schmied, wollte „etwas Neues“ und hat mit jungen Architekten ein im Grundriss trapezförmiges, leicht geknicktes, eingeschossiges Gebäude geschaffen – große Teile im Selbstbau errichtet. Mit erstaunlichen Details und einem feinen Gespür für Ort, Zeit und Raum.

Die Außenhaut aus gesandeter mattschwarzer Teerpappe, die in gelassenem Einklang zur Holzarchitektur des historischen Bestandes steht. Natürlich Schwarz, so schwarz wie die Kohle, die noch immer das rohe Metall zum Glühen bringt. Feuer und Metall: Feuer – die großen Fensteröffnungen in der Fassade, die dem Raum Licht geben und grandiose Ausblicke in die Landschaft bieten. Metall – der Raum, der zum formgewordenen Heute wurde. Selten, diese stimmige Zeitgenossenschaft der Raum-er-findung, die schon jetzt eine spürbare Zeitlosigkeit des Entwurfes in sich birgt. Ein ursächlich weltweiter Ort. Weltweit – weit mehr als global.

Ob die maximale geographische Distanz zur Landeshauptstadt hier ein Maximum an architektonischer Freiheit ermöglicht hat? Wie immer: Architektur am Beginn des 21. Jahrhunderts. (Jurytext: Christian Knechtl)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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