Bauwerk

Kaffeeküche
ten.two - Wien (A) - 2007
Kaffeeküche, Foto: Stefan Zenzmaier
Kaffeeküche, Foto: Stefan Zenzmaier
14. Dezember 2008 - Az W
Passanten essen im Gehen, Studierende legen eine Kaffepause ein, andere warten ungeduldig auf ihre Tram. Das Schottentor ist als Kreuzungspunkt von neun Straßenbahnlinien, einer Bus- und einer U-Bahnlinie einer der größten Knoten des öffentlichen Verkehrsnetzes und Ausgangspunkt der stadtauswärts führenden Alser Straße und Währinger Straße. Schon die erste städtische „Pferdetramway“ fuhr ab 1865 von hier über die Alserstraße nach Hernals. Am 15. Februar 1960 wurde für die Straßenbahnlinien eine ober- und unterirdische Schleifenanlage eröffnet, im Volksmund „Jonas-Reindl“ genannt (nach dem damaligen Bürgermeister Franz Jonas und wegen der ovalen Form, die von oben gesehen zusammen mit der Straßenbahnrampe zur Währinger Straße an eine Pfanne erinnert). Verbunden damit ist eine unterirdische Fußgängerpassage, die über Stiegen und Rolltreppen erreichbar ist und die unterirdische Querung der Ringstraße erlaubt. In der hochfrequentierten Passage in Uni-Nähe bzw. an der unterirdischen Schleife befinden sich zahlreiche Schnellimbisse sowie Geschäfte und eine öffentliche Toilettenanlage.

Im trashingen Ambiente eines ruhelosen Verkehrsraums mit entsprechenden Fast-Food-Kiosken sticht die „Kaffeküche“ von ten.two wohltuend heraus, sowohl hinsichtlich des Gastronomiekonzepts (gesundes, hausgemachtes Essen steht hier im Mittelpunkt) als auch hinsichtlich der architektonischen Lösung auf kleinstem Raum (24,3 m²). Im Sinne einer maximalen Platzausnutzung wurden im L-förmige Grundriss Gastraum und Küche voneinander getrennt. Im Verkaufsbereich/Küche besteht die Fassade (nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen) aus schwarzmatt lackierten Holzpaneelen und ist mit einer aufklappbarer Fensterlade ausgestattet, im Gastbereich wurde mit drei aufklappbaren Fensterläden und einem Schwenkflügel, der die Eingangssituation vergrößert, für Tranzparenz und Offenheit gesorgt.
Die mit Kreide beschreibbaren Wände sind die Menükarte, und die speziell für die Kaffeküche entworfenen Vollholzmöbel unterstützen in ihrer angenehmen Haptik das Konzept des Hand- und Hausgemachten. Drei abgehängte „Bolich“-Lampen verleihen der Kaffeeküche klassisches urbanes Ambiente. Die Küchenrückwand wurde mit traditionellen Fliesen im Facettenschliff aufgewertet. Schon mancher, der sich die Wartezeit auf die Straßenbahn in der Kaffeeküche verkürzen wollte, zog es vor, noch ein Weilchen an diesem sympathischen Ort zu verweilen – und den übernächsten Zug zu nehmen. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

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