Bauwerk

WHA-Erweiterung Calbergergasse
atelier 4 - Wien (A) - 2007
WHA-Erweiterung Calbergergasse, Foto: atelier 4 architects
WHA-Erweiterung Calbergergasse, Foto: atelier 4 architects
15. Februar 2009 - Az W
Eine schmale Liegenschaft (ehemaliger Feldstreifen) in Wien-Liesing, die an das öffentliche Verkehrsnetz (U6) bestens angebunden ist, wurde 1995 der Baugenossenschaft Wien Süd vom Wiener Bodenbereitstellungsfonds übertragen. Die Wohnbaugenossenschaft bemühte sich in der Folge, das westlich angrenzende Grundstück zu erwerben. Obwohl der Grundeigentümer zunächst nicht zu einem Verkauf zu bewegen war, wurde die bereits übertragene Liegenschaft von Atelier 4 planerisch „vorausschauend“ bearbeitet, so dass bei einem späteren Erwerb der ergänzenden Baumaske eine Gesamtkonzeption der beiden bebaubaren „Feldstreifen“ realisierbar sei, was nach dem Erwerb des Streifens 2002 nun tatsächlich möglich war. Der bestehende, langgestreckte, nordsüdgerichtete Baukörper wurde um einen sich nahezu parallel öffnenden Baukörperteil ergänzt, so dass sich ein hallenartig überdachtes Verbindungsglied ergab, das mit einem Glasdach überdeckt die allgemeinen Teile des Hauses (wie z.B. Stiegenhaus, Kinderwagenraum mit begrüntem Indoordach, überdeckte Spielfläche und Erschließungszone) aufnimmt. Durch diese leicht konische Parallelstellung der beiden Baukörper entstand eine neue Mitte, die das Stiegenhaus als vertikales Verbindungselement freistehend geltend macht und den Bewohnern einen gedeckten Freiraum bietet. So wird bewusst zwischen Kommunikationsräumen = „Mitte“ und „Rändern“ = Individualbereich (Orientierung der Wohnungen) unterschieden und zum architektonischen Thema gemacht.

Dieses mehrgeschoßige Gelenk verknüpft die beiden Bauteile und schafft auch in der Übergangszeit überdachte, wettergeschützte Bewegungs- und Aufenthaltsflächen für die Bewohner. Die Bewohner des 1. Bauteiles können auf diese Weise die neu geschaffenen Wohnfolgeeinrichtungen mitnutzen. Der westseitig orientierte, der Witterung ausgesetzte Laubengang und Eingangsbereich des Bestandes wird durch den überglasten Freiraum der Mitte und den westlichen Baukörper ebenfalls zu einer Einheit verbunden. Die Wohnungen sind mit freiem Blick zum Grünraum nach Westen konzipiert und mit dem Erdgeschoß vorgelagerten Mietergärten ausgestattet; in den Obergeschoßen gibt es große, teilweise eingeschnittene, geschützte Freiraumbereiche, die den Wohn-Esszimmern und Kochnischen vorgelagert wurden. Die Loggien wurden – dem wientypischen Westwind trotzend – mit verschiebbaren Einfach-Verglasungen ausgestattet. Die Kochnischen und Bäder haben Fenster zum östlichen Innenhofbereich, die Individualräume sind getrennt begehbar, als Gruppe um den Sanitär- und Schrankraumbereich zusammengefasst. Die Raumhöhen wurden gegenüber dem Normstandard der Bauordnung höher ausgeführt. Die beiden letzten Geschoße sind als maisonetteartige Penthousewohnungen mit großer Terrasse bzw. Loggia konzipiert.

Durch ein klares, konstruktives Konzept mittels Wandscheiben und thermisch getrenntem Laubengang sowie unter architektonisch räumlicher Einbeziehung des bestehenden, freistehenden abgesetzten Stiegenhauses konnte eine wirtschaftliche und ressourcenschonende Lösung gefunden werden. Der Schwerpunkt des innovativen Neubaus liegt in einer ökonomischen, räumlichen Ergänzung, Orientierung zum Grünraum sowie Vertikalbegrünung des Laubenganges, mit sozialen Einrichtungen, die auch von anderen Bewohnern des benachbarten Bestandobjektes genutzt werden können sowie in der Ausnutzung der besonderen Standortgunst zu öffentlichen Verkehrsmitteln und Schulen und sonstige öffentliche Einrichtungen. (Gabriele Kaiser nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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