Bauwerk

Neubau einer Badehütte
einszueins architektur - Greifenstein (A) - 2008
Neubau einer Badehütte, Foto: Wolfgang Leeb
Neubau einer Badehütte, Foto: Wolfgang Leeb
4. Oktober 2009 - Az W
Das Grundstück in der Badehüttensiedlung an einem Donaualtarm in Greifenstein/Altenberg ist schon seit einigen Jahren in Familienbesitz. Durch die Nutzung des in die Jahre gekommenen Bestandsgebäudes hatten die Bauherren ausreichend Möglichkeit den Ort und ihre Anforderungen an einen Neubau kennen zu lernen.

Und die gehegten Wünsche der einzelnen Familienmitglieder konnten unterschiedlicher nicht sein: Während der Bauherr die Gemeinschaft liebt und im Sommerdomizil möglichst hohe, helle Räume und Gesellschaft suchte, wünschte sich die Baudame vor allem Rückzugsmöglichkeiten Ruhe und einen konzentrierten Arbeitsplatz. Die beiden Kinder hingegen wollten vor allem ihr eigenes Zimmer, Platz für Freunde, Farbe und Spielraum für die eigene Fantasie. Ein Bandraum im Erdgeschoß komplettierte das zu erfüllende Programm. Keine leichte Ausgangslage ist doch die verbaubare Fläche und Gebäudehöhe sowie die Bauweise durch spezielle Bebauungsbestimmungen der Badehüttensiedlung eingeschränkt.

Die ganze Familie liebt die Gemeinschaft, vor allem dann wenn es auch Rückzugsmöglichkeiten gibt. Im diesem Spannungsfeld zwischen Rückzug und Gemeinschaft agiert der Entwurf indem er vier Bereiche auf unterschiedlichen Ebenen schafft. Die Räume für Kinder – Wohnen – Eltern – Arbeiten sind auf Ebenen organisiert die jeweils um einen Halbstock versetzt sind. Diese Splitlevellösung kombiniert den Wunsch nach Raumfluss bzw. Gemeinschaft und Rückzugsmöglichkeiten in idealer Weise. Eine zentrale zweiläufige Stiege dient als Verteiler und schafft neben der räumlichen auch eine visuelle Verbindung der zueinander versetzten Ebenen.

Durch das von Innen heraus entwickelte Raumkonzept und die vorgeschriebene Pfahlbauweise erfährt der Baukörper eine Gliederung in einen tiefer liegenden Schlafteil und einen Wohnteil. Die zueinander versetzten Baukörper sorgen gleichzeitig für eine gute Integration des Neubaus in die kleinteilige Struktur der Badehüttensiedlung. Durch das Verschieben der Baukörper bekommen auch die rundum liegenden Terrassen Raumcharakter. Innen und Außen stehen beim Badehaus in starkem Zusammenhang, die insgesamt sechs Terrassen bzw. Loggien dienen dem Pfahlbau als erweiterter Lebensraum im Sommer und als Verbindung zum tiefer liegenden Garten. Die dem Innenraum vorgelagerten Freiräume sind auf unterschiedlichen Ebenen in alle Himmelsrichtungen orientiert und bieten so ideale Aufenthaltsqualität zu jeder Tages- und Nachtzeit für Sonnenanbeter und Schattenliebhaber.

Eine besondere Stellung nimmt dabei die rote Kinderloggia ein, die nicht nur einen eigenen, separaten Zugang zu den Kinderzimmern schafft sondern im Sommer auch als Tribüne für das im hinteren Gartenteil liegende Fußball- und Volleyballfeld schafft. Eine zentrale Frage war auch die Positionierung des Gebäudes am Grundstück: Das große Grundstück, das sowohl von der Seitenstraße (Zufahrt) als auch vom Wasser (Eingang) her erschlossen wird gab keine eindeutige, ideale Lage vor. Schon das alte Haus stand am Dreh- und Ankerpunkt des Grundstücks und teilte es in einen länglichen Teil im Norden Richtung Donaualtarm und einen nahezu quadratischen Garten Richtung Süden. Der Neubau orientiert sich an den bekannten Vorteilen und fügt neue Qualitäten hinzu. Das Haus hat keine eindeutige Hauptrichtung, sondern reagiert auf die unterschiedlichen Richtungen. Durch das gegenseitige Verschieben von Wohn- und Schlafteil, werden geschützte und in das Gesamtvolumen integrierte Terrassen geschaffen.

Das Haus ist in vorgefertigter Holzständerbauweise auf einer Stahlunterkonstruktion, die den Hochwasserschutz gewährleistet, ausgeführt. Die dunkle Holzfassade und die weißen Fenster nehmen Bezug auf die alten Badehäuser der 1930er Jahre die in schlichtem Schwarz-Weiß den Charakter der Siedlung prägen. In den Innenräumen kommen hingegen sommerlich lichte Materialien wie helles Feinsteinzeug in den Bädern, sichtbare Fichtenvollholzdecken und Esche bei Möbeln und Fußböden zum Einsatz und schaffen so einen spannenden Kontrast zwischen der dunklen Hülle und dem hellen Kern des Hauses. Die rote Kinderloggia schafft einen frischen Akzent an der Südseite und nimmt Bezug auf den davor liegenden Kirschbaum. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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