Bauwerk

Haus Gratz
Reinhardt Honold, Veronika Stern - Großarl (A) - 2004
Haus Gratz, Foto: Jakob Pfaundler
Haus Gratz, Foto: Jakob Pfaundler
Haus Gratz, Foto: Jakob Pfaundler

Haus G.

29. November 2011 - Initiative Architektur
Bei der Fahrt in dieses hochalpine Tal fällt unter den üblichen Banalitäten an Neubauten diese kleine Hausgruppe von weitem auf: nicht durch Protz, kitschige Formalismen oder riesige Hangverschiebungen für Gebäudesockel und/oder Terrassen, sondern durch spontane Stimmigkeit – so müsste in dieser Landschaft gebaut werden, so könnte die lokale Bautradition in die Gegenwart transformiert werden! Die Bauherrschaft, eine Ehepaar mit zwei Kindern, bewirtschaftet sommers eine Berghütte in der Region. Veronika Stern, vor Jahren dort Ferienhilfskraft, berichtet: „Sie wollten ein Holzhaus und einen Wintergarten. Sie wollten nicht, dass wir nach barrierefreien Lösungen suchten. Sie wollten auch nicht eine spätere Teilbarkeit des Hauses. Mehr Vorgaben hatten wir nicht. Unser Wunsch war, im besten Sinne EINFACH zu bauen und nach unserer Auffassung bäuerlich und alpin zu bauen. Das heisst: wir wollten möglichst schonungsvoll mit dem Hang umgehen. Das Bild dazu waren Heustadeln, die auf Punktfundamenten in steilsten Hängen stehen. Wir wollten nicht ein Haus bauen und einen Wintergarten dransetzen, sondern ein Ensemble entwickeln, wie die oft in Gruppen versammelten Speicher und bäuerlichen Häuser, und das durch einen glasüberdachten Platz verbinden. Der Erschließungsweg ist so genauso steil wie der Hang. Ich könnte auch sagen, der Osthang hatte eine perfekte Stiegenneigung – 30 Grad. Dieser einzige Weg führt von der Autoankunft und dem Lagerraum bis zur höchsten Ebene der Bebauung und zur nördlichen Freifläche. Links und rechts des Weges sind die drei Baukörper angeordnet. Und ihre Außenhaut, die senkrechte, rohe Holzschalung, ist außen und im Innenraum gleich. Insgesamt hatten wir ein fast strenges Gebäude entworfen, was durch die eher kleinen Fensteröffnungen noch betont wird.“
Optisch sehr feine Dächer als Kaltdach in den gleichen Holzbrettern, große Öffnung auf der Wohnebene nach Süden mit Austritt aufs Gelände. Es dauerte ein Jahr, bis die Baubehörde das genehmigte!
(Text: Otto Kapfinger)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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