Bauwerk

Verkaufs- und Finanzzentrale voestalpine Stahl GmbH - Betriebsgebäude 75
Dietmar Feichtinger Architectes - Linz (A) - 2009
Verkaufs- und Finanzzentrale voestalpine Stahl GmbH - Betriebsgebäude 75, Foto: Josef Pausch
Verkaufs- und Finanzzentrale voestalpine Stahl GmbH - Betriebsgebäude 75, Foto: Josef Pausch

Verkaufs- und Finanzzentrale voestalpine Stahl GmbH

Betriebsgebäude 75

9. November 2009 - afo
Ein Tor zur voestalpine
Die neue Verkaufs- und Finanzzentrale und der bestehende „Blaue Turm“ bilden gemeinsam das Portal zum Betriebsgelände der voestalpine: zwei zueinander komplementäre Baukörper als symbolisches Abbild der sich ergänzenden Einheiten der voestalpine.
Das neue Gebäude steht mit dem bestehenden Turm im Dialog, definiert ihn als vertikales Element durch seine betont horizontale Ausformung.
Die neue Verkaufs- und Finanzzentrale erhält ihren eigenen Charakter: Ihre Form entwickelt sich aus dem Ort. Es ist durch seine starke Identität als klare Einheit erkennbar.
Das Gebäudeensemble bildet den Auftakt des Betriebsgeländes. Von weitem sichtbar von der Stahlstrasse formt es ein Tor und lädt den Besucher durch die ausladende Geste des Vordaches ein.
Die weite Auskragung des Kopfes des VFZ symbolisiert den industriellen ambitionierten Anspruch des modernen innovativen und leistungsstarken Unternehmens.
Der unter der Auskragung gebildete überdeckte Platz bildet einen Ort der Begegnung und des Austausches: ein Forum, das sowohl dem VFZ wie auch dem Turm zugeordnet ist.

Der Vorplatz
Eine leicht ansteigende Fläche führt zu den Eingängen. Großformatige Betonelemente – eingefärbter sandgestrahlter Ortbeton - bilden die Oberfläche. LED Bodenleuchten sind in die Fläche integriert. Die geringe Ausleuchtung der Freiflächen kontrastiert die hell erleuchteten Eingangsbereiche der Gebäude.

Der Garten
Zwischen dem Bestand, dem neuen Besucherzentrum und dem VFZ spannt sich ein grosszügiger Freiraum auf; als dessen Kulisse die geschwungene Fassade des VFZ dient. Dieses spannt den Bogen vom Portal an der Stahlstrasse bis hin zur Stahlwelt. Somit wird auch dieser repräsentative Bauteil mit in das Ensemble einbezogen.
Gleichzeitig definiert das VFZ den nördlichen Abschluss des Geländes der voestalpine.

Ein neues fußläufig erschlossenes Bezugsniveau
Ein neues Bezugsniveau, das 1 m über dem bestehenden Gelände liegt, verbindet die Baukörper. Es ist ausschließlich Fußgängern vorbehalten. Die Befahrbarkeit beschränkt sich auf Einsatz- und Wartungsfahrzeuge.
Dieses grosszügige Garten-Deck schafft einen differenziert gestalteten Freibereich für Mitarbeiter und Besucher des Unternehmens. Eine Abfolge von begrünten Feldern, Holzdecks, befestigten Flächen sowie mit bepflanzten Tiefhöfen strukturiert diesen Freiraum und macht ihn als Aufenthalts- und Erholungsraum attraktiv.

Parkflächen als offene Garagen
Unter dieser neuen Bezugsebene sind die Parkierungsflächen als offene Garage untergebracht (mind. 1/3 der Umfassungswände sind offen ausgebildet – ein Spalt in der vertikalen Wand zu den Bahngeleisen, in die Oberfläche eingeschnittene Licht- und Lufthöfe). Die Lichthöfe sind bepflanzt. Die Bäume wachsen in diesen Höfen auf natürlichen Boden.
Die Erschließung erfolgt über eine parallel zu den Bahngeleisen geführte Strasse. Diese Strasse erschließt gleichzeitig die Stahlwelt. Ein Busparkplatz ist in unmittelbarer Nähe der Stahlwelt angeordnet.

Die neue Verkaufs- und Finanzzentrale
Über einen flach geneigten Vorplatz unter dem Vordach gelangt man in die grosszügige Eingangshalle. Das Erdgeschoss ist abgehoben, die Obergeschosse bilden einen geschlossenen Baukörper. Die durchlässige Erdgeschosszone ist durch Einbauten verschiedenster Nutzung geschlossen und wird im Innenradius durch eine Mall verbunden.
Das Gebäude ist im Querschnitt in 3 Zonen geteilt: die seitlichen Zonen der Büros, die Mittelzone, in welcher sich Mittelbereiche (Besprechung, Archiv, Sanitär, Büros) mit über alle Geschosse offene Atrien abwechseln.
Jedes Atrium ist durch ein Glasdach nach außen abgeschlossen. In das Dach integrierte Öffnungsflügel erlauben eine gute vertikale Durchlüftung der Bereiche (Kaminwirkung).
Die Atrien sind begrünt und stellen räumliche Übergangszonen zum Außenbereich dar. Dadurch kann eine hoher Belichtungsanteil der Officebereiche erreicht werden.

Der Konferenzbereich im Dach
Der Konferenzbereich ist in einer sehr prominenten Lage im 4. Obergeschoss untergebracht. Dieser wird unabhängig von den übrigen vertikalen Erschließungen direkt vom Foyer aus über einen Aufzug erschlossen.
Die Lage im Dachbereich ermöglicht einen Überblick über das gesamte Gelände. Eine zusätzliche Freiterrasse im Anschluss an die Besprechungsräume erweitert den Konferenzbereich in der Form eines Bélvédères.
Alle übrigen Dachflächen sind extensiv begrünt.

Die Konstruktion
Das Gebäude ist als Stahlkonstruktion konzipiert:
Stahlverbundstützen an den Innenwänden der Büros tragen seitlich auskragende Querträger. Durch die seitliche Ausladung wird das Biegemoment in Feldmitte reduziert. Dies führt zu einer Optimierung der Trägerhöhe.

Die Metallkonstruktion ist überall sichtbar. Gewisse Erleichterungen bei der Freilegung der Stahlkonstruktion wurden über alternative Lösungen wie z. B. die Einrichtung einer Sprinkleranlage erreicht.
Die Queraussteifung des Gebäudes erfolgt über die Ausbildung von Rahmen in Querrichtung.
Die Auskragung wird durch einen in die Stützenebene integrierten Kragträger über mehrere Geschosse ermöglicht.

Großzügige Plateaus und maximale Flexibilität
Sämtliche Zwischenwände sind Systemtrennwände. Der Stahlbau erlaubt großzügige Plateaus und maximale Flexibilität.

Logistikkonzept Anlieferung – Entsorgung
Betriebsgebäude 76
Die Anlieferung bzw. die Bürobereiche von Caseli sind von der Entsorgung klar getrennt. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Küche und Mensa. Die dazugehörigen Büros sind in einem über der Anlieferungszone aufgeständerten Baukörper angeordnet.

Die Fassade
Ein Viertel der Fassadenfläche ist als opake Fläche vorgesehen. Diese Flächen werden durch geschoßhohe Schiebeelemente geschlossen. Diese manuell öffenbaren Fassadenteile erlauben dem Nutzer den Raum natürlich zu belüften und den eigenen Bürobereich in den Außenraum in der gesamten Raumhöhe zu öffnen.
In die Fassade integrierte Elemente aus Streckmetall dienen der kontrollierten Belichtung der Räume. Diese Elemente können über ein Raumsteuerungssystem individuell vor die verglasten Bereiche verschoben werden.
Die feingliedrige Fassade erlaubt einen sensiblen und an die verschiedenen Tätigkeiten angepassten Umgang mit natürlichem Licht. Zusätzlich verstellbare Sonnenschutzstores an der Büroinnenseite gewährleisten blendfreie Bildschirmarbeitsplätze.

Der Eingangsbereich des BG 41
Dem Eingangsbereich des neuen Gebäudes BG 75 entsprechend wird die Erdgeschosszone des Blauen Turms (BG41) neu gestaltet. Der neu gestaltete Eingang ist zum gemeinsamen Vorplatz, einer zum „Garten“ hin ansteigende befestigte Fläche, orientiert. Ein transparentes weit auslandendes und in der Konstruktion des Turms verankertes Vordach definiert den Eingang. Das Dach überdeckt den Abgang zum Parkdeck (Stiege und transparenter Aufgang). Ein innerhalb des Parkdecks definierter Weg führt vom BG41 witterungsgeschützt zum Betriebsrestaurant. Eine Abfolge von transluzent und transparenten Glaselementen trennen diesen Gang von den Stellflächen.
Die Fassade des Erdgeschosses signalisiert durch die großflächig verglasten Elemente und den transparenten Dreheingang die Offenheit und Modernität der Holding. Der Empfangsbereich ist großzügig gestaltet. Eine Lichtdecke (abgehängte Stegplatten und ein Boden aus Edelstahl) geben dem Raum seinen ruhigen Charakter.
Das Empfangspult kontrastiert durch seinen Bezug aus dunklem Naturleder die harten Oberflächen.
Das Backoffice der Portiere ist durch satinierte Glaswände vom öffentlichen Bereich getrennt.

Ein Signal in der Nacht
In die Untersicht der Auskragung des BG75 integrierte Lichtbänder finden ihre Fortsetzung in der Untersicht der Decke entlang der Innenfassade des Gebäudes. Demgegenüber inszenieren integrierte Spots aus LED die Stahlstruktur des Vordaches.
Die Hauptwege des Freiraums werden durch eine niedrige, auf die Wege ausgerichtete Beleuchtung, begleitet.
(Text: Architekten)

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