Bauwerk

AMICIS Fashion Concept Store
Denis Košutić - Wien (A) - 2009
AMICIS Fashion Concept Store, Foto: Lea Titz
AMICIS Fashion Concept Store, Foto: Lea Titz
20. Dezember 2009 - Az W
Wer das Thema „Einkaufen“ als genussreiches Erlebnis verbuchen kann, wird in diesem Fashion Concept Store auf seine Kosten kommen. Ein entkerntes und entleertes Geschäftslokal (335 m² Verkaufsfläche, 267 m² Lager) in einem Neo-Renaissance-Bau in der Seilerstätte/Ecke Himmelpfortgasse (der Bau war 1872 nach Plänen von Ludwig Tischler errichtet worden) wurde in seiner vom Vormieter roh übergebenen, „nackten“ Grundstruktur belassen und durch Raum-im-Raum-Boxen ergänzt. Opulenz und Farbenpracht entfalten sich innerhalb der vier frei stehenden Boxen, deren Außenhaut aus grob verspachtelten Gipskatonplatten das Bühnen- und Attrapenhafte der üppig ausgestatteten Raumzellen betont. Man vermeint ein Film Studio zu betreten und nimmt die präsentierten Kleidungsstücke unwillkürlich als Kostüme eines Spielfilms wahr, dessen offensichtlich disperate Handlung man noch nicht kennt.

Jede der vier Raumboxen steht in einem exzentrischen Assoziationsfeld – von „Flower Power“, über „Neo Baroque“ und „James Bond“ bis „Boudoir“. Wie immer erreicht Denis Kosutic auch bei dieser Bühne der Eitelkeit eine besondere Wirkung durch gezielte Verwendung von neuen und Vintage-Möbeln, durch gewagte Kombinationen von Farben und Formen, durch ein ironisches Spiel mit den Klischees und Mehrdeutigkeiten eines nicht mehr ganz alltäglichen Szenenbilds.

„Der Dialog dieser Welten entsteht nicht direkt“, erläutert der Architekt, „da die Sichtachsen immer durch die komplett verspiegelten und ebenso freistehenden Kuben der Umkleidekabinen unterbrochen sind. Die konsequente und intensive Anwendung der verspiegelten Flächen, wie bei den Umkleidekabinen, Präsentationsmöbel im Raum und in den Auslagen ermöglicht dem Betrachter unerwartete Perspektiven und oft überraschend verwirrende Blickwinkel.“

Ins Bild eines Film Studios fügt sich auch die funktionale Grundbeleuchtung der Halle und die Warenbeleuchtung, die wie provisorisch und veränderlich an vier langen Bühnentraversen montiert ist. Ein Concept Store, der seinem Namen gerecht wird und der das „Erlebnis“ Einkaufen als ironisches Dramolett in Szene setzt. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
VIPRO Handelsges.m.b.H.

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