Bauwerk

Atriumsiedlung Orasteig
Walter Stelzhammer - Wien (A) - 2009
Atriumsiedlung Orasteig, Foto: Rupert Steiner
Atriumsiedlung Orasteig, Foto: Rupert Steiner
21. Februar 2010 - Az W
Seit vielen Jahren beschäftigt sich Architekt Walter Stelzhammer mit kompakten Siedlungsformen in horizontaler Verdichtung, als herausragendes Beispiel sei hier die „Wohnarche Atzgersdorf“ (1999) genannt, in welcher der Typus des gestapelten Atriumhauses eine neue Dimension der semiurbanen Verdichtung erreichte. „Dabei ist eine wesentliche Erkenntnis die Wechselwirkung der kleinsten Einheit – die Wohnung – mit dem städtebaulichen Ganzen.“ Die maßstäbliche Angemessenheit des städtebauliche Ganzen als Summe ihrer Subeinheiten war auch für die Atriumsiedlung Orasteig in Wien-Florisdorf ein wesentliches Kriterium. Stelzhammer entwickelte die 160 Wohnungen umfassende Anlage (Nutzflächen zwischen 56 und 136 qm) gemeinsam mit der Wien-Süd im Rahmen eines Bauträgerwettbewerbs zum Thema „Neue Siedlerbewegung“. Das Planungsgebiet am Orasteig (in unmittelbarer Nähe zum Grünzug des Marchfeldkanals) war dabei in drei Baulose aufgeteilt worden, wobei neben Stelzhammer/Wien-Süd auch Claudia König/GESIBA und PPAG/Heimstätte & Neue Heimat (siehe gesonderten Eintrag) einen Planungsauftrag erhielten.

Stelzhammer gelang mit seinem Entwurf eine räumliche Verschränkung von Split-Atrium-Wohnungen, Atrium-Spangen-Typen und Split-Maisonetten-Typen, wobei die horizontale Verdichtung in vertikaler Schichtung eine ökonomische Wohnform mit Einfamilienhauscharakter ermöglichte. Den Widmungsvorgaben entsprechend entwickeln sich unterschiedliche zwei- bis dreigeschossige Siedlungskörper in zwei Bauteilen um den langgestreckten nord-süd verlaufenden Wohnanger, der in den sogenannten „Cordoba-Platz“ mündet. Der nördliche Baukörper (Bauteil B), der eine erstaunlichen Tiefe vom 40 Metern aufweist, beinhaltet im Querschnitt je zwei außenliegende Split-Atrium-Häuser (121 qm) und einen mittigen Atrium-Spangen-Typus (130 qm), der über den zentralen Freiraum (großteils mit Erdkoffer ausgestattet) und vier Terrassen belichtet wird. Die seitlichen Split-Atriumtypen erstrecken sich über sechs Ebenen und verfügen über einen zentralen Lichthof, 55 qm Garten und 16 qm Dachterrasse. Vom Straßenniveau, halbgeschossig abgesenkt, sind die PKW-Stellplätze inklusive Kelleranteile direkt dem Wohnungsverband darüber zugeordnet.

Der Split-Atriumtyp des Bauteil A wird in der Zeile gespiegelt und bildet Rücken an Rücken einen 30 m tiefen, 2,5-geschossigen Siedlungskörper. Die unteren Split-Atrium-Wohnungen (102 qm mit zentralem Lichthof und 24 qm Dachterrassen) haben direkte Eingänge im Erdgeschoss und Einzelgaragen darunter. In den beiden Dachgeschossen werden durchgesteckte Split-Maisonetten (116 qm auf vier Ebenen) zwischen den Doppelatrien aufgesetzt. Diese Dachmaisonetten werden über einen gedeckten Laubengang im ersten Dachgeschoss erschlossen. In beiden Bauteilen konnte trotz hoher Dichte die Privatheit der Einzelwohnung durch eine klare vertikale Trennung der Häuser erreicht werden. Mehrgeschossige Atrien, Lichthöfe, gedeckte und offene Terrassen, Dachgärten mit Humusaufbau sowie Dachatrien schaffen ein der Stadtrandlage entsprechendes Freiraumangebot. Mit größerer Privatsphäre kann man Schulter an Schulter nicht wohnen. Das Projekt wurde noch in der Bauphase mit dem 1. Preis des Österreichischen Baupreises 2008 ausgezeichnet. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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