Bauwerk

Parklife
TU Wien. Institut Architektur + Entwerfen, design.build studio der TU Wien - Wien (A) - 2010
Parklife, Foto: Peter Fattinger
Parklife, Schaubild: design.build studio der TU Wien
18. Juli 2010 - Az W
Die 1973–77 nach Entwürfen der Architekten Fritz Gerhard Mayr, Manfred Schuster u.a. in Schwerbetonplattenbauweise errichtete Rennbahnsiedlung (alias „Wohnanlage Trabrenngründe“) in Kagran zählt zu den größten Gemeindebauten Wiens und geriet als protoypische Probemsiedlung (Monofunktionalität, hohe Kriminalitätsrate) bald in Verruf. Mit der in den 1990er Jahren begonnenen Generalsanierung der mehr als 2.400 Wohnungen umfassenden Anlage, der Verlängerung der U1 sowie weiteren infrastrukturellen und sozialen Maßnahmen verbesserte sich auch das Image der Siedlung allmählich. Eine Anfang der 2000er Jahre durchgeführte Studie „Mein Zuhause Rennbahnweg 27“ ergab eine realtiv hohe Wohnzufriedenheit, auch die Sicherheit in der Wohnanlage wurde positiv bewertet.

Seit rund 10 Jahren ist im öffentlichen Park an der Rennbahnsiedlung auch der Verein „Institut für Erlebnispädagogik“ tätig, um heranwachsenden Kindern und Jugendlichen vor Ort ein vielfältiges Freizeitangebot zu bieten. Die Indoor-Aktivitäten des Vereins fanden bislang in einer ehemaligen Bauhütte Platz (die auch ihren Charme hat), seit 2008 steht ihr die multifunktionale Gebrauchsskulptur PARKLIFE selbstbewusst zur Seite. Das Projekt wurde von Peter Fattinger und Architekturstudierenden der TU Wien im Rahmen einer Entwurfsübung entwickelt und im Sommer und Herbst 2008 mit Unterstützung von bauaffinen Unternehmen eigenhändig umgesetzt. 2009 folgte der Innenausbau sowie der Einbau der Elektoinstallationen und der Fußbodenheizung. Bereits seit 2000 werden unter der Leitung von Peter Fattinger „design.build“-Projekte in südafrikanischen Townships und indonesischen Erdbebengebieten realisiert. Dabei werden von Studierenden der TU Wien alle Projektphasen vom Vorentwurf bis zur Übergabe mit allen damit verbundenen Kompetenzen und Veantwortungen durchlaufen – eine Lehre fürs Leben.

Das Projekt PARKLIFE versteht sich in Form und Farbgebung als identitätsstiftendes Zeichen, in funktionaler Hinsicht bietet der aus beschichteten KLH Holz errichtete Pavillon unterschiedlichsten sportlichen und kulturellen Aktivitäten – von der Theateraufführung, über Gymnastik bis zu Musikdarbietung – witterungsgeschützten Raum. Eine Sitztribüne erschließt den höher gelegenen Rückzugsbereich mit Ausblick über den Park, ein Werkraum rundet das räumliche Angebot ab. Terrasse und Gemüsebeete erweitern den Aktionsradius im Freien.
Während die 1977 von IGIRIEN (Werner Appelt, Franz E. Kneissl, Elsa Prochazka) errichtetete Mehrzweckhalle sich bewusst dem Alltag des Rennbahnwegs stellt, durchbricht PARKLIFE die bauliche Realität mit skulpturalem Gestus. Dieser Bruch mit der konventionellen Lebensumgebung ist Programm, zumindest hier sollten sich Kinder und Jugendliche Raum und Architektur in ungewohnter Weise aneignen können. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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IFEP - Institut für Erlebnispädagogik