Bauwerk

Kinderkrippe Schönbrunngasse Graz
Martin Strobl, Architektur Strobl - Graz (A) - 2010
Kinderkrippe Schönbrunngasse Graz, Foto: Paul Ott
Kinderkrippe Schönbrunngasse Graz, Foto: Paul Ott
15. März 2011 - HDA
Im Jahr 2009 gewann Martin Strobl den von der Stadt Graz ausgelobten Architekturwettbewerb zum Neubau einer Kinderkrippe in der Grazer Schönbrunngasse. Auf dem parkartigen Grundstück steht ein dominantes Bestandsgebäude, welches 1885 als Sanatorium errichtet wurde und derzeit den städtischen Kindergarten beherbergt.

Drei Faktoren haben den Entwurf der neuen Kinderkrippe maßgeblich beeinflusst: Um nicht in Konkurrenz mit dem historischen Bestandsgebäude mit seiner kleinteiligen Fassade zu treten setzte Strobl diesem einen schlichten Baukörper gegenüber. Der wertvolle Grünraum führte dazu, den Neubau kompakt zu halten und ihn an den nordöstlichen Rand des Grundstücks zu setzen. Der bewusste Umgang mit der Hanglage veranlasste Strobl zur Aufteilung der Nutzflächen auf zwei Geschoße.

Der Hauptzugang des Gebäudes an dessen Nordostecke ist schwarz ausgekleidet und mutet wie eine Schleuse an. Angenehm hell sind dagegen die Farben und Oberflächen im Inneren des Hauses.
Die fünf Gruppenräume sind nach Südosten bzw. Südwesten orientiert auf beide Ebenen aufgeteilt und verfügen jeweils über zugeordnete und überdachte Terrassenbereiche als Übergang zum Außenraum. Die über drei Meter auskragenden Dächer der Terrassen verhindern die direkte Sonneneinstrahlung im Sommer, während im Winter der Wärmegewinn der tiefer stehenden Sonne genutzt wird.
Über ein vielseitig nutzbares, großräumiges Foyer werden die drei Gruppenbereiche im Obergeschoß erschlossen. Der Foyerbereich im Untergeschoß ist über eine gewellt ausgeführte Rampe, die als innen liegende Rodelbahn genutzt werden kann, mit dem Freiraum verbunden.

Der Sichtbezug zum umliegenden Grünraum wird über großzügige Verglasungen sichergestellt. Zur Gewährleistung der Barrierefreiheit wurde ein Aufzug errichtet, der im Bereich des Personaleinganges die beiden Ebenen verbindet. Über die jeweils zugeordnete Garderobe betritt man den Gruppenraum, der durch eine zentral gelegene Sanitär- und Kücheneinheit vom Ruheraum getrennt ist. Über eine Schiebefaltwand können diese beiden Räume nach Bedarf getrennt oder verbunden werden. Die Gruppenräume selbst werden zur Erleichterung der Orientierung von unterschiedlichen Farben dominiert. Das Farbkonzept zieht sich dabei von der Garderobe über die Spielmöbel im Gruppenraum bis zu den Wandscheiben im Außenraum konsequent durch.

Der Wettbewerbsauslobung folge leistend wurden Fassaden und Innenwände in Holz hergestellt und zu einem überwiegendem Teil vorgefertigt. Ein Großteil der Holzelemente wurde in Sichtqualität ausgeführt. In den Gruppenräumen wurden akustisch wirksame Holzpaneele als Vorsatzschalen an den Wänden, sowie Fichtenholzlamellen an den Decken verbaut. Die Böden in den Gruppenräumen wurden aus Ahorn gefertigt, die Gangbereiche in Naturkautschuk. Die Verwendung der beiden Holzarten Ahorn und Fichte setzt sich in der Einrichtung aus massivem Ahorn konsequent fort.

Das Gebäude wird über die Lüftungsanlage sowie eine Fußbodenheizung beheizt und erreicht „Passivhausstandard A+“. Im Bereich eines shedartigen Oberlichtbandes wurde die Errichtung einer Photovoltaikanlage vorbereitet, aus Kostengründen aber nicht ausgeführt.

(Text: Martin Brischnik)

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